Buchtipp: Global Female Future

von

von Bärbel Dannerberg

Der Untertitel »Wie feministische Kämpfe Arbeit, Ökologie und Politik verändern« ist vielversprechend. Das zum 40-jährigen Bestehen der Frauen*solidarität erschienene Buch berichtet von dem Mut und der Fantasie von Frauen ebenso wie von den politischen Hindernissen und Hürden im Kampf um ein selbstbestimmtes Leben. In acht Kapiteln, unterteilt in die Themen (Anti-)Rassismus und Postkolonialismus, Gewalt, Reproduktion, Politik, Arbeit, Umwelt und Klima, kommen feministische Gegenstimmen aus fast allen Gegenden der Welt zu Wort. Die Herausgeberinnen Andrea Ernst, Ulrike Lunacek, Gerda Neyer, Rosa Zechner und Andrea Zelinka stellen den vielstimmigen Berichten in jedem Kapitel eine kurze Einleitung zum Thema voran und ermöglichen dadurch eine gesellschaftspolitische und geographische Orientierung feministischer Weltaneignung. Besonders schön finde ich die Hommage an Sigrun Berger (1934 – 2021), die Mitbegründerin der Frauen*solidarität, der auch dieses Buch gewidmet ist. Gundi Dick und Rosa Zechner würdigen die langjährige Obfrau und Ehrenvorsitzende der Frauen*solidarität mit einem Abriss aus ihrem bewegten Leben, das sie u. a. in Bolivien und Chile verbrachte.

In ihrem Vorwort schreiben die Herausgeberinnen, dass (fast) alles erlaubt war an Textarten, von Lyrik, Reportagen über Wissenschaft bis zur Streitschrift, vom Interview bis zum Essay – bis auf eine Einschränkung: »Nur die Schreibweisen wurden festgelegt. So steht LGBTIQ+ für lesbisch, schwul, bisexuell, trans, inter, queer und das ›+‹ für weitere sexuelle und geschlechtliche Identitäten.« Hilfreich für das Verständnis beim Lesen sind die Schreib- und Begriffserklärungen im Vorwort. Das in Kursiv gesetzten weiß steht für Privilegien einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, das großgeschriebene Schwarz soll identitätsstiftend sein und rassistische Unterdrückung bewusst machen, und die Kürzel PoC, BIPoC stehen für Black, Indigenous, People of Color. Wir erfahren auch, weshalb das Sternchen der Frauen*solidarität zugefügt wurde, warum der Ausdruck »Dritte Welt« aus dem Untertitel der Zeitschrift verschwand, der Begriff »Entwicklungshilfe« in Entwicklungszusammenarbeit umbenannt und so einem feministischen Anspruch gerecht wurde. Im Vorwort erfahren wir auch viel vom Entstehen dieser Frauenorganisation und ihrem Entwicklungsweg bis heute, ein Bildteil vermittelt das anschaulich.

Am eindrucksvollsten sind die einzelnen Texte selbst. Sie versammeln einen breiten Einblick in das Leben und die Kämpfe von Frauen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa. Viele der von der Frauen*solidarität initiierten Projekte, wie die Clean- Clothes-Kampagne oder das erste österreichische EZA-Frauenprojekt über die Blumenproduktion in Kolumbien, haben die Produktions- und Arbeitsbedingungen in den Ländern für Frauen verbessert. Vieles ist noch zu erkämpfen und im neo-liberalen Schatten zu verteidigen.

Andrea Ernst, Ulrike Lunacek, Gerda Neyer, Rosa Zechner, Andrea Zelinka (Hrg.): GLOBAL FEMALE FUTURE Wie feministische Kämpfe Arbeit, Ökologie und Politik verändern. Kremayr & Scheriau 2022.

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Gelesen 1908 mal Letzte Änderung am Dienstag, 11 April 2023 13:23
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