»Das Kosmos Theater bleibt auf Linie«, verspricht die neue Intendantin Veronika Steinböck. In einem Pressegespräch stellte sie ihr erstes Programm für 2018/19 vor.
BÄRBEL DANNEBERG
Die Programmpräsentation der kommenden Spielsaison ist nach der Neueröffnung des Kosmos Theaters vielversprechend. Den Weg, den die in Pension gegangene Intendantin Barbara Klein vorgezeichnet hat, möchten die neue Intendantin Veronika Steinböck (künstlerische Leitung) und Gina Salis-Soglio (betriebswirtschaftliche Leitung) fortsetzen: »Oft und immer wieder wird der Feminismus als Ideologie interpretiert und die Zeitgemäßheit von einem feministischen Theaterhaus hinterfragt«, meinen sie. »Feministisches Theater ist notwendig.« Die Programmvorschau scheint dieses Versprechen einzulösen.
Leitmotiv Begehren
Ich erinnere mich an die Zeit, als wir Feministinnen gemeinsam mit Kulturschaffenden das ehemalige Pornokino Rondell besetzt haben. In langwierigen Verhandlungen mit der Stadt Wien und widerständigen Aktionen hat Gründungsintendantin Barbara Klein schließlich das Begehren der Künstler*innen nach einem eigenen Raum vor 18 Jahren mit der Eröffnung des Kosmos Frauenraum in der Siebensterngasse verwirklicht. »Wie verstehen wir das Verhältnis des Begehrens zu Macht, Herrschaft und Gewalt«, fragen die nun »Neuen«? »Wie viel hat Begehren mit Besitzenwollen zu tun? Wie ist es möglich, dem eigenen Begehren zu folgen? Was, wenn ich nichts begehren will? Wie frei sind wir, unser Begehren zu leben?«
Diese Fragen, in denen sich eng Privates mit Politischem vermischt, finden Niederschlag in den neuen Produktionen. Die erste Eigenproduktion MÜTTER wirft eine antibiologistische Perspektive auf das Thema Mutterschaft und macht sich auf die Suche nach den »vielgeschlechtlichen Müttern unserer Herzen«, heißt es in der Vorschau. In BEGEHREN von Gesine Schmidt werden stereotype Bilder des explizit sexuellen Begehrens auf eine sinnliche Entdeckungsreise geschickt. Im musikalischen SCHILDKRÖTENRITT machen sich Les Reines Prochaines auf den Weg durch die menschliche Existenz und beschwören die Stärken des Alters.
Soziokulturelle Vernetzung
»Zwei Drittel der Theaterbesuchenden sind weiblich«, weist Veronika Steinböck auf ein Missverhältnis hin. Es wäre also Zeit, dass sich diese Zahl auch hinter der Bühne durchsetzt. Wieweit das Budget all die Vorhaben trägt, wird sich zeigen. Für die Spielzeit 2018/19 kann das Kosmos noch über Förderungen in Höhe von insgesamt 685.000 Euro verfügen, aber sicher muss der Eigenanteil durch Spenden und Förder*innen erhöht werden, so Gina Salis-Soglio. Auch wurde die Bestuhlung zur besseren Auslastung auf 94 erweitert.
In Extras sind die Räume des Kosmos Theaters auch den freien Künstler*innen geöffnet, denn ohne die »Freie Szene« wäre die Vielfalt in den darstellenden Künsten nicht entstanden, so die Veranstalterinnen. So sind Projekte mit dem neuen Kulturverein XYZ oder dem Theaterkollektiv YZMA geplant. Ebenso sind Veranstaltungen zu 100 Jahre Frauenwahlrecht, Kooperationen mit Vereinen wie etwa dem Verein Österreichische Frauenhäuser, Feminist Poetry Slam oder eine Benefiz-Veranstaltung für OBRA in Vorbereitung.
Den Startschuss zu den vielfältigen Angeboten macht am 19./20. Oktober das ERÖFFNUNGSFEST mit einer Eröffnungsshow & Konzert (PH LION), Aktionslabor & Party. »Apropos Begehren: Unterstützen Sie das Frauenvolksbegehren 2.0, die Eintragungswoche findet vom 1.–8. Oktober statt«, wirbt das Kosmos-Team im Veranstaltungskalender für Frauensolidarität.