ANDI DVOŘÁK: Meine Gegenfrage kann nur lauten: was ist nicht politisch? Jede Handlung setzt Verantwortung voraus, ganz unabhängig davon ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Oder wie Gerald Casale, Mitbegründer und Bassist der Band Devo (in Totally Wired, Soft Skull 2009, S. 47) sagte: »So long as you can get rid of the meaning of content you’re allowed to do anything in capitalist culture. Meaning is the number-one enemy. If you render anything trivial and meaningless, then you’re allowed to deal with the subject!«
Andi Dvořák betreibt seit 2005 das label Fettkakao und spielt in der Punk Band Lime Crush.
ANDREAS KUMP: Die Frage ist mir zu kategorisch. Oder zu verkopft. Beides eigentlich. Freilich kann Musik dezidiert oder über ihr Zustandekommen, ihre Wirkung im engeren oder weiteren Sinn politisch sein. Für allgemein gültig halte ich das aber nicht. Da müsste man auch fragen, warum Freude, Melancholie oder Rhythmus politisch sind. Wer sich damit aufhält, versäumt vermutlich das Beste.
Andreas Kump, 51, sang von 1992 bis 2014 bei der Linzer Band Shy, ist heute selbstständiger Werbetexter und Autor.
BERNADETTE SCHÖNANGERER: Musik bedeutet auch Szene. Die eigene Nische, geteilte Leidenschaft und Community zu finden. Auch im kleinsten Kaff gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Vom Organisieren von ein paar Konzerten hin zu kollektiven, subkulturellen Möglichkeitsräumen. Und auch lernen, die Geschlechterverhältnisse zu hinterfragen: Wer steht auf der Bühne, wer macht das Booking, wer steht an den Reglern, wer kocht und putzt?
Bernadette Schönangerer ist in der oberösterreichischen Kulturvereinsszene aufgewachsen, vom DIY-Gedanken nie wieder losgekommen und (auch deshalb) Redakteurin bei MALMOE.
BERNHARD KERN: Meiner Meinung nach ist Musik genauso politisch wie alles andere auch. In der Entscheidung in welcher Form Musik gemacht wird, mit welchen Menschen zusammengearbeitet wird, welche Deals eingegangen werden, an welchen Orten Musik performt wird usw. steckt gesellschaftspolitisches Potential.
Bernhard Kern, Betreiber von Siluh Records (Label, Verlag, Booking, Laden).
GERALD VDH: Musik ist politisch, da sie von Menschen gehört und gefühlt wird und somit soziale und kulturelle Komponenten hat. Im Turbokapitalismus ist sie auch immer Produkt mit wirtschaftspolitischer Dimension, somit ist es unmöglich unpolitische Musik zu produzieren. Ich sehe mich in der Tradition von Musiker*innen wie den Schmetterlingen oder Drahdiwaberl auch wenn mein Musik-Genre nicht explizit politisch scheint. Techno wirkt auf der Metaebene. Der Klang der Maschinen darf in den Ohren strukturkonservativer Musiker* innen nie als Musik durchgehen. Techno darf sich nie anbiedern, sonst wird er zum Schlager. Techno funktioniert außerdem nicht ohne Tanz. Der Club als Raum gesellschaftlicher Utopie, die offene Kommunikation mit Fremden ohne jegliche Form der Diskriminierung zulässt und Menschen über eine Kunstform zusammen kommen lässt, ist ohne Zweifel ebenfalls politisch. Jeder Rave ist eine Mini-Rebellion dagegen und dafür. Tanz im Club ist eine wichtige Form der Bewältigung, des Eskapismus aber auch der Selbstverwirklichung in einer Zeit der als Individualismus vermarkteten Uniformität. Wir tanzen nicht wie Maschinen. Wir tanzen mit unseren Herzen in den Zehenspitzen.
Gerald VDH ist DJ (all things Techno), Gründer u. a. der Meat Market Parties, Mitbetreiber des Labels Meat Recordings und mit all seinen Bemühungen fest in der LBGTI-Community verwurzelt.
MARLENE ENGEL: Musik ist politisch weil sie Menschen über Sprache und Kultur hinweg zusammen bringt und trotzdem den Kontext, aus dem sie entsprungen ist, kommunizieren kann. Musik ist kaum aus dem Alltag wegzudenken. Der Arbeit einiger Künstler_innen wird aber eine zusätzliche politische Ebene oder ein Narrativ erst von Außen zugemessen. Rapper_innen wie Cakes da Killa, z. B. jenes des »struggling gay Rapper« umgehangen. Wieso ist das so? Cakes ist ja erfolgreich und es gibt keinen Anlass zu glauben, er würde mit sich selbst kämpfen. Innerhalb der politischen Bewertung von Musik finden sich also manchmal konservative Klischees und Reproduktionen. Es wäre an der Zeit nicht ständig nur die politische Ebene queerer, vermeintlich marginalisierter Szenen zu bewerten, sondern jene, die dem gegenüber stehen, und damit eventuell sogar die Mehrheitsgesellschaft darstellen. Warum analysiert niemand z. B. das Mainstream-Formatradio und hängt den Künstler_innen dort (wenn nötig) das Pendant-Narrativ vom »struggling gay Rapper« um. Andreas Gabalier als »rich heterosexual Singer« – wobei »rich« ja wieder mehr Wahrheitsgehalt hätte, als das »struggling« im oberen Beispiel.
Marlene Engel – alias Bürgerkurator – ist eine in Wien lebende Musikkuratorin (u. a. Hyperreality), Kulturmanagerin und Aktivistin.
POP:SCH: Weil Musik Sichtweisen der Welt ausdrückt. Zumindest bei uns ist das so. Als queere Band fühlen wir uns auch dazu verpflichtet, für die zu sprechen, die das nicht können. Der Song »Shut up Haters« behandelt z. B. Homophobie. In unserem neuen Lied »Für immer« geht es auch um die politische Situation in Österreich, ohne politische Statements würden wir uns nicht authentisch fühlen und uns wäre wahrscheinlich auch textlich fad. Wir sagen gern, was uns stört. Auch innerhalb der queeren »Szene«. Ein Politikum sind und waren wir immer. Als wir vor vielen Jahren auf der Donauinsel gespielt haben, bekamen wir danach mehrere Hassmails, weil wir »zu offen« zu unserer Homosexualität standen. Als wir in Belgrad spielen wollten, wurde ein Konzert beim Queerfilmfestival aus Angst vor Übergriffen vorsorglich wieder abgesagt.
POP:SCH sind eine Queer-Electro Band aus Wien. Sie haben bis jetzt ein Album auf Las Vegas Records veröffentlicht, das nächste soll endlich bald folgen.
VINA YUN: Die Frage ist falsch gestellt: Warum sollte sie es denn nicht sein? Musik reflektiert die gesellschaftlichen Verhältnisse, unter denen sie entsteht und die sie bestätigt oder zu überwinden versucht. In ihr drückt sich unsere Beziehung zu anderen und zur Welt aus, aber auf eher affektive, assoziative, atmosphärische Weise, was sie auch vieldeutig macht. So gesehen beinhaltet jede Musik etwas Politisches – nicht nur dann, wenn der Liedtext explizit politische Themen anspricht.
Vina Yun arbeitet als freie Journalistin in Wien und legt gerne altmodisches Disco-Vinyl auf.
ШAПΚA (SCHAPKA): Alles ist politisch. Uns ist in unserer Musik wichtig, durch die Inhalte unsere Gedanken nach Außen zu tragen. Wir bringen private Themen, wie Menstruation und Sexualität abseits einer heteronormativen Cis-Mackerkacknorm in die Öffentlichkeit. Alle Musik, die in der Öffentlichkeit steht ist auf eine Weise politisch, auch wenn sie sich nicht explizit politisch positioniert. Mit Musikmachen gehen viele öffentliche Plattformen und Positionierungsmöglichkeiten einher – sei es in Interviews, in Songtexten, dem Sprechen auf Bühnen oder der Auswahl, wo gespielt wird.
Interessant ist es auch sich zu fragen: Wer steht (nicht) auf der Bühne? Wie zugänglich ist ein Konzert? Ist es barrierefrei oder gibt es Barrieren? Wer kann sich auf einem Konzert wohlfühlen? Wie viel kostet ein Konzert?
Шaпκa (Schapka) sind Marie Luise Lehner, Laura Gstättner, Dora Lea de Goederen & Lili Kaufmann und Grrrlskrach. Glamour. Lärm. Wahrheit. Schall. Rauch. Sie definieren Punk für sich neu: feministisch, queer, undogmatisch, divers, links. 2017 haben sie ihre erste LP auf Unrecords veröffentlicht.
GÜRTEL CONNECTION: Leider fehlt uns die Zeit um die vorgegebene Frage zu beantworten. Zudem sehen wir uns eigentlich nicht als politschen Verein und wollen uns in diese Richtung auch nicht unbedingt äußern.
Die Gürtel Connection ist ein Verein, der aus Bars und Clubs am Lerchenfelder Gürtel, zwischen Thaliastraße und Alser Straße, besteht. Das Projekt soll die Vielfältigkeit und Attraktivität des Gürtelabschnitts unterstreichen und wieder ins Gedächtnis der BesucherInnen rufen. Hierfür findet zwei-mal im Jahr das gleichnamige Fest statt, bei dem alle GästInnen die Möglichkeit haben, gegen einen einmaligen Eintritt (freiwillige Spende), das umfangreiche Programm aller teilnehmenden Lokale in Anspruch zu nehmen. Die gesamten Spendeneinnahmen werden wohltätigen Einrichtungen für einen guten Zweck zugeführt. Bei der nächsten Ausgabe, am 25.10.2019, wird für das Obdach Josi-Tageszentrum gesammelt. (Beantwortet von Stefan Fürnkranz)
JUST FRIENDS AND LOVERS: In einer Bandkonstellation bestehend aus ausschließlich Frauen_*, ist es gar nicht so einfach, mit Musik nicht politisch zu sein. Wir glauben, dass man einen Impact haben kann. Vielleicht traut sich ja jemand selber eine Band zu gründen, weil sich die Person denkt: »Aha, das könnte ich vielleicht auch!«. Oder weil einfach Frauen_* an Instrumenten gesehen werden, die typischerweise eher Männern_* zugeschrieben werden. Auch wie man an die Produktionsmittel herangeht, ob es zum Beispiel möglich ist, die Instrumente anders als es »die Schule« vorsieht zu benutzen, ob Positionen gewechselt werden können, nicht immer die gleiche Person das »Leadsinging« übernimmt usw., das sind Entscheidungen mit gesellschaftskritischem Potential. Wir eignen uns das meiste durch Ausprobieren an und sind sehr dankbar dafür, eine unterstützende Szene zu haben, die es erlaubt auch auf Bühnen stehen zu können, ohne sich jahrelang im dunklen Kämmerchen darauf vorbereitet haben zu müssen.
Just Friends And Lovers sind Vero, Lina und Lena, ihr zweites Album »Her most Criminal Crimes« ist soeben auf Cut Surface erschienen. Im Oktober 2019 sind sie damit auf Tour unterwegs.
EsRAP: Musik ist politisch, weil es Erfahrungen teilt. Wenn eine Erfahrung viele Leute teilen, dann ist es eine systematische Erfahrung, eine politische Erfahrung. Musik widerspiegelt die Gesellschaft und deren Probleme. Musik sollte politisch sein!
EsRAP sind die Geschwister Esra und Enes Özmen. Ihr Hip Hop ist voll von Gegensätzen, die ineinander schmelzen; kürzlich erschien ihre LP »Tschuschistan« (Springstoff);
KRISTINA PIA HOFER: Musik ist politisch, weil sie einen Raum aufmacht, in dem ich mich als Artist mit der real existierenden Welt in Beziehung setze – inklusive der ungleichen Machtverhältnisse, die in dieser Welt herrschen. Wie und ob ich auf der Bühne, in meinen Aufnahmen und im Umfeld, in dem meinen Musikarbeit stattfindet auf diese Verhältnisse eingehe, ist nicht egal. Der Vorteil von Musik als künstlerischer Form ist, dass sowohl Platz für Kritik des Bestehenden als auch für utopisches Erforschen bleibt: ich kann ausdrücken, wie sich Entfremdung für mich anfühlt, während ich ästhetische Formen und Arbeitsweisen finde, die sich dieser Entfremdung entziehen, und sogar aktiv widersetzen.
Kristina Pia Hofer ist Musikerin (Ana Threat, The Boiler, Pfarre, Sektstress, Schweiffels) und Teil des linken Musiker*innenratnetzwerks.
LAURA RAFETSEDER: Musik ist dann politisch, wenn ich sage, was ich bin, fühle und sehe – denn in einer Klassengesellschaft stoße ich rasch an deren Grenzen. Kunst ist dann revolutionär, wenn sie sich selbst treu bleibt und sagt, was ist. Über das zu sprechen, was die Gesellschaft verdrängt, ist hoch politisch. Die Symptome des Kapitalismus auszudrücken, Einsamkeit, Traurigkeit, Schmerz, Wut – das passt nicht in die happy Scheinwelt des Kapitalismus. Musik ist Ausdruck von Politik, aber kann auch politisieren.
Laura Rafetseder ist Singer/Songwriterin. Sie veröffentlichte bis jetzt zwei Soloalben und ein Album mit ihrer Band Laura & the Comrats. Ein drittes Soloalbum folgt im Herbst 2019.
STIMMGEWITTER AUGUSTIN: Musik als Form der Selbstermächtigung, sich eine öffentliche Bühne zu nehmen, ein politischer Akt! Im Falle des Stimmgewitter Augustin potenziert sich diese anarchistische Aktion, eine Randgruppe abseits des kapitalistischen Musikbetriebs tut das, was sie eigentlich nicht kann – Singen! Dadurch werden künstlich erschaffene Grenzen ausgehebelt und trotz aller »Taktlosigkeit« das Auditorium manchmal verstört aber vielmehr berührt. »Wir nehmen uns den Platz zum Blüh’n!«
Das Stimmgewitter Augustin ist der Betriebschor der Wiener Straßenzeitung Augustin. Robert Sommer: »Was sie singen, klingt den meisten sehr vertraut. Wie sie es aber singen, kann der beste Schreiber nicht beschreiben.« (Beantwortet hat Maria Lang)
DER WIENER SCHMUSECHOR: Musik ist stärker als Angst, Hass und Hetze. Musik schafft das, was Gesetze und große Ansprachen nicht schaffen: Sie überwindet die Hürden und Grenzen zwischen den Menschen und vereint uns alle im Erleben von Emotionen. Singen ist Widerstand mit sanften Mitteln.
Wir sind der Wiener Schmusechor – eine bunt glitzernde, sexy und enthusiastische Powertruppe. Bei uns bleibt kein Auge trocken und kein Körper regungslos, schmusen garantiert! (Geantwortet haben die Mezzosopranistin Anna Muhr und die Dirigentin und Chorleiterin Verena Giesinger.)
KNARF RELLÖM:
versuch über eine häufig gestellte frage immer wieder taucht die frage auf. warum ist musik politisch? was ist politik? die organisation der verhältnisse der menschen zueinander. macht, geld, gesetze, urteile, vorurteile, warenfluss. warum ist musik politisch? alles ist politisch. das private ist politisch. das wäre der schlüssel. zu unterscheiden wäre das konkret politische und das bilden eines politischen charakters. vielleicht wäre das: vorpolitik. rebellion, gerechtigkeitssinn, moral,freiheit. wie werde ich das politische wesen, dass ich bin? dort ist musik politisch. für einzelne. siehe all die punkbiographien und coming out of age stories. einzelne werden zu massen. ansonsten gilt ein satz von rainer werner fassbinder »Man muss zumindest versuchen zu beschreiben, was man nicht verändern kann.«
Knarf Rellöm ist seit 1990 Musiker und gerne unter verschiedensten Namen, mit DJ Patex oder in Wien mit Gustav unterwegs.
RAINER KRISPEL: Wie oder warum, gemäß welchem Politikbegriff könnte Musik denn nicht politisch sein? Als Leben reflektierende, begleitende und erträglich machende Kunst kann sie nur politisch sein. Das zeigt sich nicht zuletzt dann, wenn »unpolitische« Musik als ach-so unterhaltende Dreckschleuder des Reaktionären tönt. Attwenger, Billy Bragg, Crass vs Böhse Onkelz oder Gabalier, Links klingt einfach besser.
Rainer Krispel, Vater, Punk und Musik(arbeit)er
ROBERT ROTIFER: Ob und in welche Richtung Musik per se politisch ist, lässt sich seit dem Ende des künstlerischen Fortschrittsbegriffs zwar kaum mehr festlegen, aber ihre Rolle als frei zugänglicher Verstärker politischer Inhalte ist unbestreitbar. Musik verleiht jeder und jedem die Macht, durch die bloße Bewegung von Luft, kollektive Erfahrungen zu schaffen, Worte emotional aufzuladen, Menschen zu bewegen.
Robert Rotifer, Journalist und Musiker, der die tiefe Spaltung seiner Wahlheimat Großbritannien in Lied und Wort kommentiert.
SIGNALE (Teil des linken Musiker_innenratnetzwerk): Musik verbindet Menschen und so wie alles andere im Leben, ist natürlich auch Musik (machen) politisch. Eine Bühne bietet die Möglichkeit, Ideen, Lebensweisen sowie Perspektiven auf interessante und unterhaltsame Weise zu vermitteln. Für uns geht es dabei um Solidarität, eine mitmenschliche Einstellung, Offenheit sowie Protest und Aktion.
Signale ist Teil des linken Musiker_innenratnetzwerk, ein Zusammenschluss von Künstler*innen, Veranstalter*innen, Labelbetreiber*innen und diversen Nachtvögeln.
SONJA EISMANN: Hm, was hat Pop mit Politics zu tun? Mal überlegen: wenn auf Elektronikfestivals nur ca. 10 % weibliche Acts gebucht werden, wenn wichtige Musikjurys nur mit Männern besetzt sind, wenn Mädchen sich in Proberäumen und Plattenläden nach wie vor unwohl fühlen, wenn Frauen immer wieder abgesprochen wird, ihre Musik selbst produziert zu haben – gibt es da dann vielleicht einen Zusammenhang?
Sonja Eismann ist Mitbegründerin und -herausgeberin des Missy Magazine und lebt in Berlin. Sie schreibt, forscht und unterrichtet zu Themen rund um Feminismus und Popkultur.
KULTUR FOR PRESIDENT / GASSEN AUS ZUCKER: Bezüglich Politik und Musik/Kultur: Wir sind vor allem im Bereich von House und Techno Musik tätig. Jede Musikrichtung hat auch ihre Community und hierin besteht die soziale Bedeutung und Wichtigkeit von Musik. Über Musik werden Barrieren überwunden und Orte der Begegnung geschaffen. Das erleben wir tagtäglich bei unserer kulturellen Arbeit und deshalb gilt es diese Orte auch vor konservativen und rechtsextremen Kräften zu verteidigen.
Kultur for President ist ein Zusammenschluss von Aktivist_innen aus der Wiener Musikveranstaltungsszene. Zum Anlass des Bundespräsidentschaftswahlkampfes 2016 zwischen Alexander van der Bellen und Norbert Hofer haben wir unsere Initiative ins Leben gerufen. Über Plakatkampagnen und sogenannte »Rave-Blocks« auf Demonstrationen machen wir solidarische Stimmen aus der Wiener Kulturszene sichtbar und setzen uns aktiv gegen Diskriminierung und Entdemokratisierung ein. (Geantwortet hat Magdalena.) www.facebook.com/kulturforpresident/
THERESA ZIEGLER: Popmusik ist eine Spiegelung dessen, was eine Gesellschaft als interessant und relevant betrachtet. Dadurch finden sich in populärer Musik die Themen und die Vibes wieder, die uns als Individuen in dieser Gesellschaft umtreiben. Keine Meinungsforschung kann das, was Menschen beschäftigt, so intuitiv darstellen, wie es ein Blick in Charts und Playlisten kann. Das macht Popmusik zu einer wichtigen Meinungsanzeigerin – und Musikschaffen für die einzelnen KünstlerInnen zu einem ebenso wichtigen Werkzeug, Meinung nach außen zu tragen.
The Gap ist Österreichs ältestes Magazin für (Pop-)Kultur und Kreativschaffen. Theresa Ziegler ist Chefredakteurin bei The Gap.
YASMO & DIE KLANGKANTINE: Weil Musik von Menschen gemacht und gehört wird, und sobald der Mensch ins Spiel kommt, ist die Politik dabei.
Wir sind Yasmo & die Klangkantine und machen feministische Tanzmusik – wir lieben Sprache, Rap, Jazz, Hiphop und sagen auch nicht »nein« zu einem Spritzer.
UNRECORDS: Musik ist in mehrerlei Hinsicht politisch. Einerseits haben viele Musikstile, Songtexte und Performances politisches Gewicht, andererseits bestimmen die Strukturen innerhalb derer in einem bestimmten Kontext oder Umfeld Musik gemacht und konsumiert wird, die (politischen) Handlungsoptionen von Musikschaffenden. Der Mainstream wird (in Österreich) von weißen, männlichen, heterosexuellen Performern* dominiert und tendiert dazu, die bestehende Ordnung zu verfestigen. Deshalb gibt es Unrecords.
Unrecords ist ein queer-feministisches Label mit Schwerpunkt auf Experimental/Noise/Punk/Rock, das seit 2012 von den vier Wiener Musikerinnen Johanna Forster, Aurora Hackl Timón, Birgit Michlmayr und Petra Schrenzer betrieben wird.