Von Karl Reitter
Die Gedanken der Herrschenden sind zugleich die herrschenden Gedanken, schrieb einst Karl Marx sinngemäß. Um Gedanken auszusprechen und zu formulieren, bedarf es der Worte und der Begriffe. Das Denken der Herrschenden bestimmt auch jene Begriffe, die tagaus, tagein verwendet werden und unser Denken, unsere Ansichten und unser Weltbild prägen sollen. Wir kennen diese Begriffe nur all zu gut. Parallelgesellschaft, Fake-News, Extremismus, Terrorismus, um nur einige zu nennen. Mit diesen Begriffen wird die Grenze zwischen gut und böse, richtig und falsch, vernünftig und unvernünftig gezogen. Es werden damit Gesetze begründet, Regierungsmaßnahmen und Kriege legitimiert, Gelder verteilt und in das soziale und politische Leben eingegriffen. Wo es Herrschaft gibt, gibt es auch Widerstand. Es gilt, die herrschenden Begriffe zu kritisieren und zu zeigen, auf welchen Unterstellungen und Annahmen sie beruhen. Wir haben uns diesmal für den Begriff »Parallelgesellschaft« entschieden.