Rechtsextreme in Jeans und Sneakers Dagmar Schindler Foto: facebook
19 April

Rechtsextreme in Jeans und Sneakers

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Spätestens seit dem Angriff auf eine Theateraufführung im Audimax ist die mediale Berichterstattung rund um die Identitäre Bewegung nicht mehr zu ignorieren. Das äußerliche Erscheinungsbild dieser rechtsextremen Gruppe hat sich, im Gegensatz zu den üblichen Stiefel/Glatzen Klischee, deutlich geändert. Längst tauchen sie hübsch adrett angezogen auf, stören Veranstaltungen der Caritas, besetzen die Votivkirche und dringend in Häuser ein, um auf den Dächern Farbe zu verschütten. Schaut man genauer hin, wird man die deutlichen Verbindungen zur FPÖ, zu Burschenschaften und zur Neonaziszene in Österreich erkennen. Davon können nette Polohemden, Burberry-Tücher und ein smartes Auftreten nicht ablenken.

In den letzten beiden Wochen sind die Aktionen weiter eskaliert. Nach der Stürmung der Parteizentrale der Grazer Grünen kam es am Donnerstag (14.4.) zu einem Angriff auf ein Theaterstück im Audimax. Refugees führten dort Jelineks »Die Schutzbefohlenen« auf, eine Inszenierung die bereits mit dem Nestroy-Preis ausgezeichnet wurde.

Rund 30 bis 40 Personen dieser rechtsextremen Gruppierung stürmten die Bühne, drängten die Schauspieler_innen – darunter auch Kinder – von der Bühne und bespritzten sie mit Kunstblut. Was das für traumatisierte Menschen, die vor genau solchen radikalen Kräften geflohen sind, bedeutet, kann sich jeder halbwegs empathische Mensch vorstellen.

Zum Nachdenken ist in Folge auch das Auftreten der Polizei und des Verfassungsschutzes. Obwohl die Identitären bereits im Verfassungschutzbericht 2014 als rechtsextreme Organisation erwähnt werden und die Akteur_innen namentlich bekannt sind, da sie ja ihre Aktionen immer wieder auf Facebook und Twitter großflächig öffentlich verbreiten, wird gegen »Unbekannt« ermittelt. Alleine auf den Fotos aus dem Audimax – die öffentlich einsehbar sind – können einige deutlich identifiziert werden, auch wenn man diverse einschlägige Foren beobachtet.

Anscheinend ist den Gebrüdern Sellner & Co diese Aktion jetzt doch ein wenig unangenehm geworden. So distanzieren sie sich mehrfach davon, die Refugees auf der Bühne gemeint zu haben, sie wollten eigentlich nur das Publikum provozieren. Gelungen ist ihnen das nicht. Dank dem beherzten Eingreifen der anwesenden Antifaschist_innen, konnten sie aus dem Saal gedrängt werden. Die gerufene Polizei kam aber leider zu spät. Spannend ist auch die Distanzierung der FPÖ von dieser Gruppe, die keine Verbindungen sieht. In einigen Bundesländern, wie zum Beispiel im Burgenland, sind die Identitären aber fast deckungsgleich mit dem RFJ; bei den letzten Gemeinderatswahlen in Wien trat eine Aktivistin der Identitären in Simmering für die FPÖ an. Die Vernetzungen mit den deutschnationalen Burschenschaften, voran natürlich wieder die Olympia, ist dokumentiert. Wer sich näher mit dieser Gurppe der »neuen Rechten« auseinandersetzen möchte, dem sei das Buch »Die Identitären« wärmstens ans Herz gelegt. Mitautor Julian Bruns hat zu den Vorfällen von Donnerstag auch ein Interview in der ZIB 24 gegeben, das noch wenige Tage online ist.

Abschließend kann nur gesagt werden, dass diese neue Rechte hübsch adrett mit ihren Aktionen weiter eskalieren wird. Vielleicht sind sie doch nicht nur die Generation Identitär in Jeans und Sneakers. Armin Wolf hat dazu andere Worte gefunden. Auf Twitter schreibt er von einer »Reserve-SA für Wohlstandsverwahrloste« - das lassen wir jetzt abschließend so im virtuellen Raum stehen.

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