Von Maria Kohen
Die Spannung war im Herbst 2019 groß – Gerüchte besagten, eine neue Linkspartei in Wien wolle sich gründen. Anfang Dezember war es dann soweit: LINKS präsentierte sich in den Social Media als neue Bewegung für die Wienwahl 2020. Spätestens ab diesem Zeitpunkt gab es große Kritik, dass Wien Anders, bestehendes Wahlbündnis aus KPÖ, Piraten und Unabhängigen mit fünf BezirksrätInnen in Wien, bei der Entstehung nicht eingebunden war.
Am 10. und 11. Jänner fand die Gründungsversammlung von LINKS statt. 600 Menschen hatten sich angemeldet, weit mehr als in der VHS im 15. Bezirk Platz hatten. So groß war der Andrang dann aber doch nicht.
Nichtsdestotrotz weckte die Gründung von LINKS auch Aufmerksamkeit in den Medien. Es berichteten sogar Standard und Falter, für die üblicherweise das Spektrum der linken Parteien bei der SPÖ und den Grünen endet.
Was meinten die BesucherInnen in der Versammlung? Viele ließen sich von der Euphorie anstecken und können sich vorstellen, irgendwo mitzumachen. Die Hoffnung, dass die LINKS-Bewegung, ausgehend von der Wienwahl endlich eine schlagkräftige Linke in Österreich aufbaut, ist groß. Es herrschte der Eindruck, dass die gemeinsame Kandidatur von LINKS und Wien Anders bereits ausgemachte Sache ist. LINKS hat diesen Eindruck gut eingefädelt. Nach den Reden am Freitagabend von Melina Klaus und Didi Zach von der KPÖ, die sich zu Standpunkten der KPÖ bzw. Bezirksarbeit äußerten, kam es zu einem starken Zeichen des Willens zur Zusammenarbeit in einer Rede von LINKS, die die fünf Bezirksrät Innen von Wien Anders hervorhob und sogar namentlich aufrief. Die fünf ernteten daraufhin großen Beifall im Saal.
MIT LINKS
Ein Teilnehmer, der nirgendwo politisch aktiv ist, meinte im kleinen Kreis, die KPÖ solle sich endlich zurückziehen. Sie habe in den letzten Jahrzehnten trotz unzähliger Wahlantritte allein oder in Bündnissen nichts zustande gebracht, und es wäre an der Zeit, Wahlantritte anderen zu überlassen. Seine Meinung blieb allerdings die Minderheit. Die meisten TeilnehmerInnen begrüßen es, wenn sich möglichst viele linke Parteien, Gruppen und Unorganisierte für den Wahlantritt zusammentun. In diesem Sinne wurde der Antrag eines Wien Anders-Aktivisten angenommen, dass die neue Koordination von LINKS sofort Gespräche mit anderen linken, wienrelevanten Parteien aufnimmt.
Auch wenn sowohl LINKS als auch Wien Anders keine Parallelkandidaturen anstreben, gibt es bislang noch keine Entscheidung. An den Inhalten wird es kaum scheitern. Es wird vielmehr daran liegen, wie der Charakter der LINKS-Bewegung, die von Personen getragen wird, mit der Allianzstruktur von Wien Anders in Einklang zu bringen ist, welches Gewicht die bestehenden Andas-Bezirksratsmandate bekommen und wie damit umgegangen wird, dass Andas in den letzten fünf Jahren in Wien einen gewissen Bekanntheitsgrad aufbauen konnte. Es bleibt auf jeden Fall spannend.