s31Alternative Medien, wie sie sich im Bündnis Alternativer Medien zusam­mengeschlossen haben, haben eines gemeinsam: Von Politik und Wirtschaft gibt es keine oder nur wenig Kohle. Das große Geld wird anderswo gemacht. KLEMENS HERZOG hat für die Volks­stimme die wichtigsten Zahlen zur direkten und indirekten Medienförde­rung im Printbereich zusammen ­getragen.

Mehr Privat …

Im Jahr 2018 buchten heimische Unter­nehmen für knapp zwei Milliarden (1,96 Milliarden) Euro Werbungen und Inserate in heimischen Zeitungen und Magazinen. Allein mit dem Betrag, der in Tageszeitungen investiert wurde – 1,15 Mil­liarden Euro – ließe sich die Bedarfsorien­tierte Mindestsicherung für ein ganzes Jahr finanzieren. Es geht also um sehr große Summen. Vor allem große Konzerne grei­fen für die Werbung tief in die Tasche. Das Ranking führt der REWE-Konzern (Billa, Merkur, Penny, …) mit 170 Millionen Brut­towerbewert an. Dicht gefolgt von Spar (150) und Lutz (140). Auch der Lebens ­mitteldiskonter Hofer, Raiffeisen und die Telekom mischen in den Top Ten mit. Die indirekte Medienförderung über Inserate bezahlen also über Umwege wir alle. Denn ob an der Supermarktkasse, beim Möbel­kauf oder über die Kontoführungsgebüh­ren; Ein Teil des Kuchens wandert indirekt in die Medienlandschaft.

… weniger, aber immer noch viel, Staat

Im Vergleich zu den Big Spendern aus der Privatwirtschaft nimmt die öffentliche Hand eine geringere Größenordnung ein. Für die Finanzierung der großen Medien­häuser sind die Summen dennoch nicht zu unterschätzen. 2018 gaben Ministerien, Länder, öffentliche Stellen und staatsnahe Betriebe etwa 170 Millionen Euro für Anzei­gen in Medien aus. Mit dem Geld ließe sich die im Vorfeld der letzten Nationalratswahl von allen Parteien zugesagte Unterhalts ­garantie für Alleinerziehende gleich drei­fach ausfinanzieren. Umgesetzt wurde diese von der geschiedenen Regierung frei­lich nie, wohlgleich die Inseratengelder munter weiter sprudelten. Von den Minis­terien der ehemaligen Minister Kickl und Strache auch an Medien mit dezidiert rechtsextremem und menschenverachten­dem Einschlag.

Brotkrumen für die Kleinen

Die eigentliche Presseförderung macht nur einen Bruchteil der Einkommen von Medien aus. Insgesamt wurden 2018 nur etwas über acht Millionen Euro an österrei­chische Tages- und Wochenzeitungen aus­geschüttet. Im Gegensatz zur freihändigen und oftmals willkürlichen Vergabe von (Regierungs)inseraten obliegt die Auszah­lung der Mittel der Presseförderung stren­geren Voraussetzungen. Mit einem noch kleineren Fördertopf werden Medien abge­speist, die seltener als einmal im Monat erscheinen. Die sogenannte Publizistikför­derung umfasste im Jahr 2018 läppische 340.000 Euro. Dieses Küchlein wird wie­derum unter den ansuchenden Medien auf­geteilt. Die Volksstimme erhielt im Jahr 2018 1.360 Euro. Ein Tropfen auf dem hei­ßen Stein. Den Bestand der Volksstimme und anderer alternativer Medien sichert kein Gesetz, welches die Medienvielfalt för­dern sollte. Vielmehr sind es treue Abon­nentInnen, solidarische UnterstützerInnen und die ehrenamtlichen RedakteurInnen, die das ermöglichen.

Gelesen 7395 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 13 Juni 2019 11:51
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