Unsere neue Ausgabe, »1917«, erscheint am 3. November:
»Zehn Tage, die die Welt erschütterten« – so beschrieb der amerikanische Journalist John Reed die Ereignisse im Herbst des Jahres 1917, die als Oktoberrevolution in die Geschichte eingehen sollten. Heute wissen wir: Es waren nicht nur diese zehn Tage, sondern es waren viele Jahrzehnte, die auf diese zehn Tage folgten, in denen die Welt zitterte, wackelte und zu stürzen drohte. Unklar war bloß, in welche Richtung. Der Wettstreit der Ideologien, der inmitten des heißen, imperialistischen Weltkriegs zur sozialistischen Revolution in Russland führte, wurde bald zu einem kalten Krieg der Staaten, der Blöcke und der Kontinente. Die gemeinsamen, humanistischen Wurzeln der im Krieg befindlichen Ideologien, die sich erst mit der Erfindung des Kapitalismus entzweit hatten, waren auf beiden Seiten bald vergessen, auch wenn man das Gegenteil beteuerte: Stellvertreterkriege, Coups und Attentate, Repressionen gegen Andersdenkende im eigenen Land und eine Atomaufrüstung, die das Ende der Welt befürchten ließ – die Suche nach der besten aller Welten führte sowohl im »Osten« als auch im »Westen« zu nichts anderem als den puren Wahnsinn.
Diese Zeit ist vorbei. Das Jahr 1917 scheint heute, 100 Jahre später, unendlich weit entfernt. Und selbst das Jahr 1991 mit dem Ende der Sowjetunion, das die schließende Klammer zur Oktoberrevolution bildet, hat mit der Gegenwart nicht mehr viel gemein. Und doch steht man wieder vor fundamentalen Problemen, denn die Welt ist zwar in der Tat in eine Richtung gestürzt, aber sie ist noch immer erschüttert. Die Geschichte ist nicht zu Ende. Es wäre ein kolossaler Fehler, im Jahr 2017 nicht an die Ereignisse des Jahres 1917 zu erinnern, ihre Ursachen und ihre Folgen, ihr wünschenswerten Ziele und ihre schlimmen Verfehlungen zu analysieren. Das tun im Schwerpunkt: Walter Baier, Bini Adamczak, Christian Kaserer, Lisa Moser, Hans Hautmann und Stefan Bollinger. Denn – wie uns die Geschichte lehrt – die nächste Revolution kommt bestimmt …
Außerdem im Heft:
- Maria Kohen analysiert die Geschichte des Wahlrechts in Österreich und Europa und plädiert für ein »Wahlrecht für alle«
- »Bauchgefühle«: Michael Gruberbauer zieht ein Fazit zur Nationalratswahl
- 150 Jahre Vereins- und Versammlungsgesetz: Die Anfänge der sozialen und bürgerlichen Rechte in der Habsburgermonarchie. Ein Beitrag von Rudi Gabriel mit einem Interview mit dem Juristen Paul Hahnenkamp
- »KommunistInnen im Weltall« – Christian Kaserer zur Geschichte der Raumfahrt im Kalten Krieg
- Elisabeth Pelzer erinnert an den Oscar-gekrönten Film von Warren Beatty über John Reed und die Oktoberrevolution: »Reds« (1981)
- »Ein Kollaps mit Anlauf« – Reportage von Christoph Baumgarten über die Trinkwasserknappheit und BürgerInnenbewegungen in Sarajevo
- »Endlich wird die Arbeit knapp« – Eva Brenner hat sich das Auftaktsstück der WIENWOCHE angesehen, plus Interview mit Kurto Wendt und Heide Hammer
- Franz Fend hat Erwin Riess‘ neuen Roman »Herr Groll und die Stromschnellen des Tiber« gelesen
- Elisa Stein hat zur kulinarischen Geschichte der Placenta nachgeforscht
- und, wie immer, vieles mehr!
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Aktuelle Texte aus dieser Nummer finden Sie in Kürze außerdem als Kostprobe in unserem Zwischenrufe-Blog.