Der Zeitraffer, den starsky mit dem Projekt »100 Jahre in 100 Minuten« quer durch die Entwicklung von Frauen*rechten und Frauen*realitäten vornahm, findet am 21. März einen freudvollen, lauten End- und Auftakt für die Zeit danach.
VON BÄRBEL DANNEBERG
Im Atelierhaus der bildenden Künste in Wien, dem Semper-Depot, wird es nach den zahlreichen Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag ein fulminantes Symposium samt Ausstellung, Workshops und Performance geben. In der Gesamtheit soll das Programm das Geschehene des einjährigen Projekts von starsky zu 100 Jahre Frauen*wahlrecht zusammenfassen und Fragen stellen: Was hat sich verändert und was nicht, welche Forderungen sind erfüllt worden? Welche sind immer noch tagesaktuell? Wo stehen wir? Was ist zu tun und wie?
Im Gespräch mit der Volksstimme erzählt die multimediale Künstlerin starsky von ihren Projekten, dem Ideenreichtum und deren Verwirklichung – immer unter dem Zeichen, »urwenig Budget und mangelnde öffentliche Unterstützung« zu haben. »Die Ideen für meine Arbeit kommen durch mein Arbeiten selbst, das gibt mir Anstoß zu den Texten, Bildern, Raumplänen.« Störung ist ein feministisches Prinzip, meint sie. Hat das Projekt »100 Jahre in 100 Minuten« wen gestört? starsky: »Die Riege von Männern stört’s, sie lehnen feministische Äußerungen ab und empfinden es als Bevorzugung, wenn Frauen sich das Wort nehmen. Die finden, Frauen sind doch eh schon gleichberechtigt – und das nach hundert Jahren Frauen*wahlrecht …«
Mit dem Projekt »100 Jahre in 100 Minuten« war starsky ein Jahr lang in Österreich unterwegs, hat öffentliche Räume, Landschaften und Gebäude mit ihren Botschaften belichtet und Diskussionen durch provokante Textbotschaften ausgelöst. Im vergangenen November wurde z. B. der Karl-Seitz-Hof, ein berühmtes Exemplar sozialdemokratischen Wohnbaus in Foridsdorf, mit Botschaften und einer Propagandamaschine für’s Publikum bespielt, wo verdiente Frauen* aus dem Bezirk zu Wort kamen. Wie haben die Leute reagiert? starsky: »Da hat es offene Diskussionen mit Mieterinnen gegeben. Als wir dem Mieterbeirat sagten, wir wollen ein feministisches Projekt machen, ob das geht, haben die gesagt: Ja super, da helfen wir euch.«
Wir wollen alles!
starskys Arbeit hat viel mit technischem Know-How zu tun, hat sie darin eine Ausbildung, frage ich. starsky lacht. »Das werden auch nur Frauen gefragt, so wie: hast du Kinder? Ich habe Diaprojektoren, Video, fette Technikbatterien, die ich zusammenschnorre … Ich habe nie Geld bekommen für technische Erweiterungen. Jetzt habe ich ein neues Gerät gebaut für die nächsten zwei Jahre.«
Woher kommt der Optimismus für Visionen und eine Goldene Revolution? »Bei mir ist das Scheitern immer einkalkuliert. Wir machen Experimente, die können natürlich auch mal daneben gehen«, sagt starsky. Ein Scheitern wäre, »wenn die Kommunikation nicht angenommen wird. Doch man lernt vom Scheitern. Und ich bin Anarchistin und brauche Freiräume.«
Was erwartet uns am 21. März? »Wenn ich das wüsste!« lacht starsky. »Viele Tische von Organisationen mit ihren Botschaften, viele Sessel, viel Gesprächsbereitschaft, Sichtbarmachen, Workshops, eine Tafel der Visionen, Redezeit, Papier und unfertige Kollagen aus vergangenen Aktionen. Jede* bringt einen Beitrag zur Tafel der Visionen mit, fünf Minuten Redeformat, das hat sich als gut erwiesen. Der Abschluss wird poetisch, dazu ist der Raum wie gemacht … Das Gesamtprojekt – im Semper-Depot arbeiten bis zu 60 Leute mit – switcht zu den Visionen: 100 Jahre lang haben wir zurecht geschimpft und wir werden weiter lästig sein, aber an diesem Tag werden wir nicht mehr aus der Position des Mangels argumentieren, sondern wir wollen die Goldene Revolution!«
100 Jahre in 100 Minuten #005
Wir sind Vision! Wir sind die Goldene Revolution!
21. März 2020 | 14–24h Symposium | Ausstellung | Workshops | Diskurs | Polymediale Live Performance (Beginn 20h)
Atelier Haus, Akademie der bildenden Künste, Lehargasse 6-8, 1060 Wien
Alles für Alle: Eintritt frei !!!