Jung, studierend, Wohnung suchend – Gespräch mit Katharina, Studentin der Musikwissenschaft, und ihrem Freund Alex, der Orchesterdirigieren studiert, notiert von BÄRBEL DANNEBERG.
Ihr spielt ja auch Instrumente. Da ist es sicher schwierig aufgrund der Lautstärke, eine Wohnung zu finden. Oder gebt ihr das gar nicht erst an?
ALEX: Es kommt drauf an, es gibt in Städten wie Wien Vermieter, die das gernhaben, wenn jemand Musik macht, aber natürlich auch viele, die sagen, sie wollen keine Störungen.
KATHARINA: Angeben tun wir das nicht wirklich. Wir erkundigen uns vorsichtig, wie das mit Musikmachen ist … Aber wir sind noch nicht wirklich so weit gekommen, dass uns eine Wohnung zugesagt hätte.
Und warum nicht? Mangelt es am Geld?
KATHARINA: Auch.
Ihr sucht übers Netz? Wie sind denn so die Bedingungen, die genannt werden?
KATHARINA: Wir versuchen, über die Familie Kontakte zu bekommen, weil die oft jemanden kennen, der ›privat‹ ohne Provision oder Makler etwas vermietet, und das ist schon mal ein Vorteil, weil die Provision teuer ist.
Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht?
ALEX: Es kommt darauf an, um welche Immobilie es geht, ob es etwas Höherwertiges ist. Fast generell wird ein Einkommensnachweis verlangt, je nach Objekt fällt der höher oder niedriger aus. Ich habe erst jetzt erlebt, dass ein Einkommensnachweis über längere Zeit in Höhe von 2.100 Euro monatlich verlangt wurde. Das ist kaum zu schaffen …
KATHARINA: … vor allem nicht für junge Leute, die noch studieren.
ALEX: Dort gab es zwar die Möglichkeit, es über einen Bürgen zu machen...
KATHARINA: … aber den muss man erst einmal finden. Wer verdient denn mal so schnell 2.100 Euro!
Für meine Enkeltochter habe ich für eine auf drei Jahre befristet vermietete Wohnung mein Pensionskonto inklusive PVA-Bestätigung offenlegen müssen, plus Provision und Kaution.
KATHARINA: Ich verstehe, dass ein Vermieter Sicherheit haben möchte, dass die Miete regelmäßig gezahlt wird, aber es ist auch schwierig, einen Bürgen zu haben. Nicht jeder hat eine Familie, die das macht.
Wie wohnt ihr denn jetzt?
KATHARINA: Bei meiner Mutter, alle beide, so eine Art Mama-WG. Nicht die beste Lösung.
Und was habt ihr für Vorstellungen von einer »Traumwohnung«?
KATHARINA: (lacht) Naja, so eine gewisse Größe wäre schon angenehm.
ALEX: So um die 50 Quadratmeter. Unser Traum wäre ein schöner Altbau mit hohen Wänden, großen Räumen …
KATHARINA: … im Grünen, aber trotzdem gut angebunden, sonnig. Unsere Traumvorstellung ist nicht schnell mal zu bekommen, das ist uns klar. Wir wollen aber auch nicht das Erstbeste nehmen, sondern auch einige Zeit dortbleiben. Es ist schwierig, die alten Mietverträge gibt’s nicht mehr, es wird alles teurer, es wird viel saniert, das ist dann noch teurer, vor allem bei einem Erstbezug, nachdem saniert wurde. Kaution und Provision von zwei bis drei Monatsmieten ist fast immer üblich. Und manchmal Ablöse für Sachen.
Kategorie-D-Wohnungen, die man sich selbst herrichtet, gibt es gar nicht mehr?
ALEX: Kaum, so etwas findet man nicht wirklich.
KATHARINA: Wenn jetzt jemand auszieht, saniert der Hausbesitzer die Wohnung selbst und vermietet sie teurer. In Wien haben wir eh noch Glück, es gibt Städte, da ist Wohnen absolut nicht mehr leistbar...
ALEX: Ich komme aus Stuttgart, da steigen die Preise unglaublich, das ist ein Kapitalanlagenmarkt. Aber auch in Wien habe sich die Preise in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Und wir haben auch hier schon die tollsten Sachen erlebt. Eine Wohnung zum Beispiel hat topfit ausgeschaut, aber da waren nur dünne Gipswände eingezogen. Das ist auch ein Thema: Wir sind sehr unerfahren und hatten zum Glück eine Vertrauensperson dabei. Wenn man sich nicht auskennt, wird man schnell übers Ohr gehauen.
Und Wohngemeinschaft wollt ihr eher nicht? Oder eine Gemeindewohnung?
KATHARINA: Wenn es Leute sind, mit denen es funktioniert, kann ich mir das vorstellen. Dadurch, dass wir ein Pärchen sind, ist es nicht so einfach, zu zweit etwas zu finden. Wir haben überlegt, uns für eine Gemeindewohnung anzumelden. Früher hat man ja ewig lang warten müssen, mittlerweile gibt es die Möglichkeit, dass sie auch privat weitergegeben werden, und da kann man Glück haben, eine Superwohnung zu bekommen.
Und wie ist es damit: ein Haus oder eine Wohnung zu besetzen? Es gibt doch viele leerstehende …
KATHARINA: (lacht) Daran hab’ ich bis jetzt noch nicht gedacht. Da gibt es sicher ein paar Leute, die sich anschließen würden.