Von Bärbel Danneberg
Frauen haben schon immer eine wichtige Rolle in der zwischenmenschlichen Geschichte gespielt: als Sirenen des Odysseus, oder Maria Magdalena als Begleiterin Jesu und Zeugin der Auferstehung. Oder auch mal als FPÖ-Außen ministerin mit einem Hofknicks vor Putin, wenn es der Politik dient. Oder als Bundeskanzlerin. Frauen sind in entscheidenden Momenten zur Stelle und treten aus dem Nichts vor den Vorhang, sozusagen als Retterinnen einer verkorksten oder tragischen Geschichte. Wenn die Wirtschaft nicht mehr kann, müssen schnell die Frauen ran, lautete ein Demospruch in den 1980er Jahren. Auch Trümmerfrauen haben den Laden wieder aufgeräumt, nachdem der Größenwahn eines GRÖFAZ das Kriegs-Chaos hinterlassen hat. So gesehen sind Frauen die Schutzengel von Politikverfehlungen und bügeln aus, was in männlicher Selbstherrlichkeit daneben gegangen ist.
Es muss ein religiös-patriarchales Begehren sein, das Frauen in der Anbetung zur männlichen Herrlichkeit verharren und erst aktiv werden lässt, wenn der Glorienschein einen Kratzer hat. Die Gratwanderung zum politischen Missbrauch ist schmal. Ex-Vizekanzler Strache hat nach Ibiza und dem Ende der türkis-blauen Regierung das Büßerhaupt demütig gesenkt und – ja, liebe Philippa, es war ein Fehler... In seiner medial inszenierten Fernsehansprache hat er sich tränenden Auges voller Selbstmitleid bei seiner Frau entschuldigt. Eine besoffene, omnipotente Macho-Geschichte eben. Die weinerlichen Rehabilitierungsversuche als Opfer (»politisches Attentat«, »kriminelle Methoden«) geraten kurze Zeit später zur offensiven »Jetzt-erst-recht«-Strategie seiner Partei. Jetzt muss erst recht Zukunft gemacht werden, weshalb Strache seine 44.750 Vorzugsstimmen fürs EU-Parlament nicht annimmt, sondern sich für den Wiener Wahlkampf rüstet. Die Übergangsbotin seines politischen Comebacks ist seine Frau Philippa, die nicht nur mit ihrem taufrischen Nationalratsmandat das finanzielle Überleben der Familie sichert, sondern auch dafür sorgt, dass der Name Strache für rechte Qualität überdauert.
Manche Frauen haben einen Hang, sich für das politische Überleben einer Idee oder eines Mannes zu opfern. Maria Stern, die Chefin der Liste Jetzt, hat auch für Peter Pilz ihr Nationalratsmandat geopfert und das als einen zutiefst feministischen Akt bezeichnet. Das Opferdenken ist im erzkatholischen Österreich so tief verankert, dass die enge Verschmelzung von Täter und Opfer ignoriert wird – ein in der feministischen Diskussion nicht enden wollendes Thema.
Wenn der junge Ex-Kanzler Kurz sich für die Polit-Show aufopfernd bei einem »Awaking Europe« in der Wiener Stadthalle von dem Ex-Drogendealer und evangelikanen Massenprediger Ben Fitzgerald segnen lässt, der verkündet: »Vater, wir danken dir so sehr für diesen Mann …« – ist Wahlkampf. So wahr Gott und die Frauen helfen.