Das Filmarchiv Austria widmet sich dem Jubiläums- & Gedenkjahr 2018 zu 100 Jahre Republik und 80 Jahre Anschluss an Hitlerdeutschland auf besondere Weise: Die Ausstellung »DIE STADT OHNE« zeigt in zwei Erzählsträngen einerseits wie es zu Entfremdung, Hass und schließlich zur Shoa kommen konnte und andererseits, dies klingt schon im Untertitel »Juden, Muslime, Flüchtlinge, Ausländer« an, wie ähnlich die Entwicklungen seit Gründung der zweiten Republik bis hinein in unsere Tage verlaufen sind.
Die Stadt ohne Juden, ...
Im Jahr 2016 machte das Filmarchiv Austria international von sich reden: Man habe den 1924 erstmals gezeigten Film »Die Stadt ohne Juden« endlich vollständig gefunden und damit ein wichtiges Zeitdokument des gesellschaftlich immer relevanter werdenden Antisemitismus in Europa wiederentdeckt. Doch die Zeit drängte: Finanzielle Mittel hat diese wichtige Institution seit je her kaum zur Verfügung und der Nitrofilm der alten Kopie zerfalle vor den Augen der Restauratoren. Nur mit Hilfe einer internationalen Crowdfunding-Kampagne vermochte man es doch noch, diesen historischen Schatz zu retten. Auch die Volksstimme berichtete darüber. Der nun restaurierte Film dient in einem ersten Teil der Ausstellung dazu, die gesellschaftliche Spaltung im frühen 20. Jahrhundert Anhand des Films selbst, sowie weiteren wichtigen Zeitdokumenten nachzuzeichnen. Dabei fällt auf, wie erstaunlich akkurat, ja fast schon prophetisch der Film die perfide Methodik der Rechtsradikalen zu antizipieren vermag.
... Muslime, Flüchtlinge, Ausländer
In einem zweiten Reigen macht die Ausstellung anschaulich, wie ähnlich seit Gründung der zweiten Republik weiterhin durch Populisten verfahren wird. Auch wenn die Opfer seither in der Regel nicht mehr Juden sind, sondern eben Muslime, Flüchtlinge und Ausländer, bleiben die Prozesse der gesellschaftlichen Entfremdung gegen Minderheiten eben doch jene, die im Hitlerfaschismus letztlich zum Holocaust führten. Wahlplakate, Zitate von Politikern aus FPÖ, ÖVP, SPÖ und Grüne sowie Filmdokumente machen dabei auf erschreckende Weise deutlich, wie weit diese Vorgänge inzwischen wieder gediehen sind.
Eine ausführliche Besprechung der Ausstellung als auch der Weltpremiere der restaurierten Fassung von »Die Stadt ohne Juden« erfolgt in der April-Ausgabe der Volksstimme.
Mehr Infos: DIE STADT OHNE – Eine Ausstellung zum Republiksjubiläum; 2.3. - 30.12.2018 im Metro-Kino