Leicht hat es der am 1. Juni 1947 in München geborene Liedermacher Konstantin Wecker seinen Zuhörern ja nun wirklich nicht gemacht. Gemeinsam mit Hannes Wader, Reinhard Mey und Franz Josef Degenhardt zählt er zum Viergestirn der deutschen Liedermacher-Szene und ebenso wie diese – und die Linke überhaupt – hat er so manche Veränderung, vielleicht auch Verwandlung durchgemacht. Erst recht spät, 1977 mit 30 Jahren, gelang Wecker mit dem Album »Genug ist nicht genug« der Durchbruch, obwohl ihn das linke Spektrum da freilich schon gut kannte. In musikalische Gefilde hatte er sich bereits früher begeben. Schon als Kind lernte er Klavier, Geige und Gitarre und bereits in seinen 20ern komponierte er Filmmusik und Musicals.
»Nur« ein Liedermacher?
Gerade das lässt Wecker aus dem Viergestirn hervorstechen und macht ihn schwer einzuordnen. So verarbeitete er beispielsweise Kinderbücher wie Michael Endes Jim Knopf zu Musicals. Aber auch vor Klassikern wie den beiden Teile von Goethes Faust, Schillers Jungfrau von Orleans und Oliver Twist schreckte er bisweilen nicht zurück. Seine stürmende und drängende Kreativität ließ ihn neben Musicals auch Filmsoundtracks und Bücher schreiben, sowie als Schauspieler wirken. Als die bekanntesten von ihm untermalten Filme dürfen wohl Die weiße Rose und Schtonk! gelten und das Gros seines schriftstellerischen Schaffens umfasst Gedichte, darunter zahllose Liebesgedichte.
Gegen den Rechtsruck
So schwer Wecker als Künstler einzustufen ist, so schwer lässt er sich auch politisch fassen. Die 68er-Revolten erlebte er aktiv mit und in den 80er-Jahren stand er der Friedensbewegung nahe. Kurz vor dem 2003 erfolgten amerikanischen Überfall auf den Irak trat Wecker mit anderen westlichen Künstlern im Rahmen eines Solidaritätskonzerts in Bagdad auf und sorgte hierzulande im Wind der aufgeheizten Stimmung für negative Reaktionen. Anders als Wader und Degenhardt, welche beide zeitweilig Mitglieder der DKP waren, trat Wecker nie einer Partei bei. Eine Parteimitgliedschaft empfände er für sich als Künstler einschränkend und bremsend. Trotz dieser Abneigung, spielte Wecker unter anderem für die DIE LINKE und im Rahmen des parteigefärbten UZ-Pressefests. Seine zeitweilige Nähe zu politischen Parteien hatte jedoch stets eine Gemeinsamkeit: Das Engagement gegen Rechts. Bereits in seinem in den 70er-Jahren berühmt gewordenen Lied Willy verarbeitet er die Erfahrungen aus der 68er-Zeit um einen Freund, der von Rechtsradikalen erschlagen wurde. Zu dieser Zeit kam er auch mit den Werken Henry Millers in Kontakt, der ihn, so Wecker über sich selbst, in die Nähe zum Anarchismus rückte. Auch über seinen persönlichen Impetus zur Studentenrevolte meint Wecker retrospektiv, sei es zuvorderst der Wunsch gewesen, gegen Rechte und Nazis aufzubegehren. 2006 tourte er unter dem Titel »Nazis raus aus dieser Stadt« durch die ehemalige DDR und kam dabei in den Konflikt mit der NPD.
Für eine bessere Welt
Wichtig war es ihm immer, für die Vision einer besseren, gerechteren Welt einzutreten. Ein klares Nein zu Ausgrenzung und Rassismus, sozialer Unsicherheit und zum Neoliberalismus war dabei stets zu hören. Auch mit nun 70 Jahren wird er nicht müde, dieses Nein gegen Rechts in die Welt zu tragen. So schreibt er auf seinem Blog: »Björn Höcke ist ein Nazi. Und in Dresden bejubelten ihn Nazis. Gut beschützt von einer Pegida-SA. […] Viele haben über Hitler gelacht. Das Bürgertum fand ihn damals noch peinlich. Parallelen sollen, müssen uns zu denken geben. Wie sagte noch Kästner 1958 in Hamburg anlässlich des 25. Jahrestages der Bücherverbrennung: ›Drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen haben.‹ Bekämpfen wir sie! Es ist höchste Zeit, Nein zu sagen!«
Über seine Rolle als Musiker, den viele hören, ist er dabei froh, denn Politiker, welche für ihn wählbar sind, gäbe es kaum welche; höchsten Rosa Luxemburg. Ein Grantler indes, wie man auf Österreichisch sagen würde, ist Wecker nicht geworden. Immer noch sagt er, brauche es Gefühl und Herz, um diese Welt zu retten.