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Die Frage nach Kontinuitäten in einem postfaschistischen kleinen Nationalstaat drängt sich auch in Portugal wieder immer auf. Was wird erinnert und ins friedliche Selbstbild integriert? Was sollte verdrängt werden und kommt doch immer wieder durch die Kritik postkolonialer AktivistInnen zur Sprache?

VON MIGUEL CARDINA

Lissabon, November 2017: Der portugiesische Premier ­minister António Costa spricht beim 9. Web Summit, der größten Tech-Konferenz der Welt, die jedes Jahr zehntau­sende von Besucher*innen nach Lissabon lockt. Bei seiner Eröffnungsrede erinnert er an den Portugiesen Magellan, bei der ersten Weltumsegelung spielte. Ära der neuen Technologien mit dem Anfang der großen Entdeckungsreisen. Im Vorjahr hatte Fernando Medina, der Bürder im 16. Jahrhundert eine tragende Rolle Costa verglich den Web Summit und die ­germeister von Lissabon, dem CEO der Organisation hinter dem Web Summit ein Astrolabium, ein astronomisches Messin­strument, geschenkt. Damit stellte er den Pioniergeist der Entdeckungsreisenden und denjenigen der Unternehmer*innen auf dem Web Summit auf eine Stufe. »Vor 500 Jahren war Lissabon die Hauptstadt der Welt: Von hier stach man in See, um neue Menschen, neue Ideen, neue Welten zu ent­decken. Hier begann ein großes Abenteuer, das die Menschheit verbinden sollte (...). Vor 500 Jahren überquerten Seefahrer* innen die Weltmeere. Heute ist es an Ihnen, den Ingenieur*innen, den Kreativen, den Innovativen, den Start-ups und allen Unternehmen.«

In Portugal wird zur Projektion nationa­ler Mythen gerne auf die Entdeckungsrei­sen und die eigene Kolonialgeschichte zurückgegriffen: In der Werbung, im Tou­rismus, in der Regierungsarbeit und im Zuge gesellschaftlicher Debatten. Wie dies auch für andere ehemalige Kolonialmächte in Europa gilt, zeigt sich die Erinnerung – wie auch das Vergessen – auf vielfältige, nicht immer offensichtliche Weise. Im Falle Portugals ist es die andauernde Präsenz des Lusotropikalismus. So bezeichnete die Dik­tatur des »Estado Novo« unter António de Oliveira Salazar die Ideologie, die den por­tugiesischen Kolonialismus als wohlwollen­der und weniger aggressiv als andere For­men des Kolonialismus umdeutete. Portu­gal leitet seine eigene Bedeutung aus dieser Vergangenheit ab, während es gleichzeitig geographisch am Rande Europas liegt und die daraus folgenden Einschränkungen ver­schiedentlich zu spüren bekommt. Wir wer­den später noch sehen, dass diese Sicht von immer mehr Stimmen infrage gestellt wird. Diese Bilder sind eng mit dem verknüpft, was Michael Billig als »banal nationalism« (deutsch: Banaler Nationalismus) bezeich­net: Ein System aus Praktiken, Ritualen und Diskursen, das die Wege vorzeichnet, auf denen sich eine Nation selbst denkt und reproduziert.

Krieg und Gedächtnis

Während sich im März die Nachricht von der Corona-Pandemie verbreitete, wendete sich der Fernsehjournalist Rodrigo Guedes de Carvalho am Ende einer TV-Sendung an die junge Generation. Er sagte ihnen, dass ihre Großeltern in den Krieg ziehen hätten müssen, während sie selbst einfach zuhause auf dem Sofa bleiben müssten. Der Krieg, auf den er sich bezog, ist der Portugiesische Kolonialkrieg. Das ist nur eines von vielen Beispielen, die zeigen, wie häufig Kriegsme­taphern zur Darstellung der Corona-Krise herangezogen werden und man erkennt daran eine in Portugal verbreitete Sicht auf den Kolonialkrieg: Obwohl die Niederlage in diesem Krieg und die Demokratisierung des Landes stark miteinander verbunden sind, schaut man nur auf die »patriotische Pflicht«, die eine ganze Generation nach Afrika geführt hat.

Der Krieg dauerte 13 lange Jahre, von 1961 bis 1974. Er brachte fast 800.000 junge Portugies*innen nach Afrika und etwa 500.000 afrikanische Soldat*innen traten den portugiesischen Streitkräften bei, um die Unabhängigkeitsbewegungen in drei verschiedenen Territorien zu bekämpfen: Angola, Mosambik und Guinea. Mit einer Bevölkerung von damals etwa 9 Millionen entsandte Portugal damit im Verhältnis zu seiner Größe etwa fünfmal so viele Soldat* innen nach Afrika wie gleichzeitig die USA nach Vietnam. Zum Ende des Krieges gab es auf dem afrikanischen Kontinent fünf neue Staaten (Angola, Mosambik, Guinea-Bissau, Cabo Verde und São Tomé und Príncipe) und Portugal erlebte einen politischen Machtwechsel. Am 25. April 1974 stürzte die Movimento das Forças Armadas (eine von den mittleren Militärdiensträngen gegründete Bewegung) die Diktatur des »Estado Novo«. Damit war die längste Dik­tatur Europas, die das Ende des Nazifaschis­mus und die Nachwehen des 2. Weltkriegs überstanden hatte, ohne effektive Gegen­wehr Geschichte.

Zwei Besonderheiten sind an dieser Stelle hervorzuheben. Erstens: Das Militär spielte beim politischen Wandel Portugals eine zentrale Rolle. Diese enge Beziehung zwi­schen der Demokratisierung im Inland und dem Kolonialkrieg in Afrika, durch die grundlegende Bedeutung des Militärs für beide, befördert später die Auslöschung des Krieges aus dem öffentlichen Gedächtnis, vor allem die seiner blutigsten Aspekte. Zweitens: Indem sie Portugal eine politi­sche Niederlage aufzwingen, sind es letzt­lich die afrikanischen Befreiungsbewegun­gen, die dafür sorgen, dass Portugal nicht länger Kolonialmacht bleibt. Diese offen­sichtliche Tatsache ist aus dem öffentlichen Gedächtnis des Landes verschwunden.

Die Erinnerung an den Krieg (und der Verlust derselben) ist in Portugal Teil des nationalen Gedächtnisses, das sowohl den systemischen Rassismus als auch die Selbst­wahrnehmung als ein ehemals großes Land nährt. Im Alltagsdenken lebt das Narrativ der »Begegnung der Kulturen« zwischen den Portugies*innen und den Menschen, denen sie in Afrika, Amerika und Asien »begegneten«, fort. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Portugal sich für ein Land der »Sanftmütigen« und eine grundsätzlich nicht-rassistische Gesellschaft hält, was wiederum Sklaverei, Ausbeutung und Kolo­nialherrschaft verschleiert.

Neuer Schwung in der Debatte

Seit 2017 hat eine Reihe von Kontroversen neuen Schwung in die Debatte um die Kolo­nialvergangenheit gebracht. Im April 2017 besuchte Präsident Marcelo Rebelo de Sousa die senegalesische Insel Gorée, von der aus versklavte Afrikaner*innen über den Atlantik verschleppt wurden. Dort ver­wies er auf das Jahr 1761 und auf die angeb­liche Vorreiterrolle Portugals bei der Abschaffung der Sklaverei. Tatsächlich endete damals allerdings nicht der Sklav*innenhandel im gesamten Großreich Portugals, sondern nur jener ins Mutter­land (der Sklav*innenhandel konzentrierte sich damit auf Brasilien als Zielgebiet). Diese Aussage führte zu einem offenen Brief, dessen Unterzeichner*innen diese »romantisierte und ungewöhnliche Sicht auf das koloniale Erbe der portugiesischen Geschichte« kritisierten.

Im selben Jahr wurde in Lissabon eine Statue von Padre António Vieira errichtet, die den Jesuiten mit Kreuz in der Hand und südamerikanischen Kindern zu Füßen darstellt. Diese Statue sollte wiederholt zu Protesthandlungen führen, zuletzt als 2020 Unbekannte das Wort »entkolonisieren« auf die Statue schrieben und kleine rote Herzen auf die drei Kinder malten. Eben­falls 2017 schlug Djass, eine Vereinigung von Afro-Portugiesischen Bürger*innen, ein Denkmal für die Versklavten vor. Der Vor­schlag wurde angenommen. Das Sieger­projekt wurde von Kiluanji Kia Henda vor­gelegt, einem angolanischen Künstler. Es befindet sich derzeit in der Umsetzungs­phase.

Kurz danach wurde angeregt, in der Stadt ein »Museum der Entdeckungen« zu gründen, was eine lebhafte Debatte ent­fachte. Dieser Vorschlag zur Förderung des Hauptstadttourismus wurde von den Sozialist*innen vor den Lokalwahlen ein­gebracht, die sie später gewannen. In Tei­len der Zivilgesellschaft und akademischen Kreisen regte sich Widerstand gegen den Namen »Museum der Entdeckungen«. Ein offener Brief legte dar: »Haben sich die Bevölkerungen Afrikas, Asiens, Amerikas mit ihren jahrtausendealten Kulturge­schichten von den Portugies*innen »ent­deckt« gefühlt? Und wie fühlen sich diese Menschen heute, wenn sie ein Museum besuchen, das ihren Vorfahren jede histo­rische Initiative abspricht und sie in ihrer Bedeutung auf die oft gewaltsame ›Entde­ckung‹ durch Portugal reduziert?« Gleich­zeitig war ein erheblicher Teil der Presse­stimmen bei diesen Themen darauf erpicht, die Rolle der Überseeexpansion für die nationale Identität zu bestärken und zensierte die engagierten Vertreter*innen der öffentlichen Meinung, die dem Thema mit Reue begegnen.

Die Parlamentswahl von 2019 hat einige Neuerungen hervorgebracht. Erstmals wurden drei schwarze Frauen in die Volks­vertretung gewählt: Beatriz Gomes Dias (Bloco de Esquerda/Linksblock), Joacine Katar Moreira (LIVRE, links-grün) und Romualda Fernandes (Partido Socialista/Sozialistische Partei). Gleichzei­tig hat die extreme Rechte mit der Wahl von André Ventura ein nie da gewesenes Maß an politischer Repräsentation erreicht. Er vertritt die neugegründete Partei Chega. Genau wie die überall auf der Welt auftauchenden Populist*innen aus dem rechten Spektrum nutzt Chega strate­gisch Gefühle sozialer Ungerechtigkeit und stützt sich dabei auf einen Diskurs über »korrupte Eliten«. Dieser Diskurs erhält nicht nur die Strukturen der kapitalisti­schen Ausbeutung, sondern nimmt immer homophobere und rassistischere Züge an, insbesondere gegen Communities von Schwarzen und Roma. Nach Demonstratio­nen nach dem Mord an George Floyd und der Entrüstung über rassistische Gewaltta­ten im eigenen Land, die wiederum zu gro­ßen antirassistischen Demonstrationen in Portugal führten, organisierte Chega Gegenveranstaltungen unter dem Motto »Portugal ist nicht rassistisch« und ver­sucht, mithilfe der Kolonialgeschichte den Nationalstolz zu mobilisieren.

Wie geht es weiter?

Das heutige Portugal ist nicht mehr die kolonisierende Großmacht, die es – trotz seiner Lage an der Peripherie – weite Teile des 20. Jahrhunderts über war. Doch in Por­tugal ist heute noch eine verklärte Selbst­wahrnehmung als einflussreiches Land ver­breitet, die viele Positionen zur eigenen Identität und Geschichte signifikant beein­flusst. Die verleugnete Kolonialgeschichte äußert sich in verbreitetem Rassismus, in der Polizeiarbeit, Wohnpolitik und Segrega­tion, der Gesetzgebung, im politischen Dis­kurs und der Selbstdarstellung des Landes, die seine Einwohner*innen und ihre Geschichtssicht prägt. Die endlose Repro­duktion eines ewig gleichen Narrativs wurde in den letzten Jahren infrage gestellt, allerdings ist die zukünftige Ent­wicklung der Debatte nur schwer abzuse­hen. Wir wissen nur, dass sie in der portu­giesischen Politik auch in Zukunft eine Rolle spielen wird.

Miguel Cardina ist Historiker am Zentrum für Sozi­alstudien der Universität Coimbra und Koordinator des Projekts CROME (Crossed Memories, Politics of Silence. Die Kolonialbefreiungskriege in postkolo­nialen Zeiten), finanziert vom Europäischen For­schungsrat. Er ist Mitglied von Cultra, der portugie­sischen Mitgliedsorganisation des transform! europe Netzwerks, mit dessen Unterstützung dieser Text übersetzt und bearbeitet wurde.

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Anlässlich seines neuen Buches Die Schande Europas. Von Menschenrechten und Flüchtenden war Jean Ziegler zu Gast in der GEA Akademie Schrems.

Report von EVA BRENNER

Trotz Corona-Beschränkungen, Masken, online Übertragung und stark reduzier­tem Publikum geriet die inspirierte Diskus­sion zum aktuellen Thema Flucht, Asyl und den Bränden im griechischen Lager Moria am 3. Oktober in der GEA-Akademie zu einem eindrücklichen Abend. Gastgeber und GEA-Chef Heini Staudinger hatte Jean Ziegler, den bekannten Soziologen, Men­schenrechtsaktivisten und Buchautor zum Gespräch mit Moderator Alexander Behr und Publikum geladen. Der stringent orchestrierte Event setzte mit John Len­nons Friedenshymne Imagine gleich zu Beginn ein prägnantes Signal. Nach dem Auftakt mit leiser Gitarrenmusik von Wolf­ram Märzendorfer brillierte Jean Ziegler mit emphatischen Lageberichten aus Moria, einer kritischen Analyse zur neuen EU-Migrationspolitik, die more of the same verspricht, Kanongesängen, Publikums ­interaktionen und der Verlesung berühren­der Briefe des GEA-Fanclubs, die aufzeigten, wie viele Menschen in Österreich bereit wären, Flüchtlingskinder aus Moria aufzu­nehmen, wenn es denn gestattet wäre.

Das berüchtigte Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos war bereits vor den verheerenden Bränden im September Symbol einer verfehlten euro­päischen Flüchtlingspolitik, das Ziegler zur »Schande Europas« erklärt hat. Seine Kritik ist keineswegs abstrakt-intellektuell; im Mai 2019 besuchte er gemeinsam mit einer internationalen Delegation das Lager, um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen; daraus entstand sein aufrütteln­des, neues Buch, das Anlass für die Veran­staltung war. Angesicht der gedrückten Coronakrisenstimmung, die unseren Alltag beherrscht, gelang hier abseits großer Büh­nen ein seltenes Kunststück: Kaum war die Ouvertüre verklungen, breitete sich in der Werkshalle eine Atmosphäre des Optimis­mus und der Hoffnung aus, die im eklatan­ten Gegensatz zu den drastisch geschilder­ten Missständen in den Hotspots steht.

»Heute leben Tausende Personen – vor allem Familien aus Afghanistan, Syrien und dem Iran – zusammengedrängt in den offi­ziellen Lagern. Während meiner Tätigkeit als Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung besich­tige ich die Rocinha, die größte Favela von Rio de Janeiro, die Slums der Smokery Mon­tains von Manila und die stinkenden Shanty Towns von Dhaka in Bangladesch. Aber noch nie habe ich so schmutzige Behausun­gen, so verzweifelte Familien erlebt wie in den ›Olivenhainen‹ von Moria. … Um die Hügel von Moria türmt sich der Abfall. Rat­ten und Schlangen nisten in den Müllber­gen. Mangels Wasser können die Gefange­nen von Moria ihre Schlafsäcke nur alle zwei Monate waschen. Container und Bara­cken sind von Läusen befallen. Da es zu wenig Trinkwasser gibt, grassieren Nieren­erkrankungen …« (Die Schande Europas, Seite 61 f.)

Ziegler, der europaweit Vorträge zum Thema hält, geht es um den aktiven Wider­stand gegen Xenophobie und die Akzeptanz des wachsenden Alltagsrassismus, die sich in fast allen Schichten breit gemacht hat. So wie alle Menschen guten Willens, kämpft der 86-jährige gegen die weltweite politische Rechtswende und die andauern­den Verletzungen der Menschen- und Asyl­rechte an den europäischen Außengrenzen. Hier verbreiten die EU-Agenturen für Flüchtlingsfragen FRONTEXT, EURO-POL und EASA, die für Schutz und Ordnung sor­gen sollten, Angst und Schrecken, um künf­tige Flüchtende von den Küsten Europas fern zu halten. Die Demaskierung ihrer scheinheiligen, menschverachtenden Ope­rationen, die Ziegler mit »KZs« vergleicht, bil­det ein Kernstück der Streitschrift. Scharf weist er die Abschiebungen zurück als eine Bankrotterklärung für die einstigen Ideale eines demokratischen »Europa«.

Manifest für die Menschenwürde

Zieglers schmaler Band mit dem bedrohlich schwarzen Schutzumschlag ist präzise recherchiert, exzellent formuliert und könnte inhaltlich brisanter nicht sein – benennt er doch neben der Klimakrise das wohl wich­tigste Problemfeld für die Zukunft unsere Gesellschaft: die Migrations- und Asylfrage. Fertiggestellt kurz vor der Corona-Krise und der mutwilligen Zerstörung von Moria – laut Ziegler das professionelle Werk rechter Ban­den, keinesfalls von schlecht ausgerüsteten Flüchtlingen – fasst er seine wiederholte Anklage in 18 knappen Kapiteln gegen die erstarkende Barbarei zusammen. Ausgeübt von den reichen Ländern Europas liefert die­ses Vorgehen hunderttausende Geflüchtete aus dem Nahen Osten, den Ländern Afrikas und Asiens dem Krieg, Hunger und Klimawan­del schutzlos aus. Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge schätzt die Zahl der in den fünf Hotspots der Ägäis geparkten Menschen im November 2019 auf ca. 39.000; da die Aus­stattung der Lager auf nur 6.400 ausgerichtet ist, sind sie heillos überfüllt. Für den Huma­nisten Ziegler hat Europa sein Gewissen ver­loren und das Bekenntnis zu den allgemeinen Menschenrechten und dem Recht auf Asyl über Bord geworfen.

Eindringlich legt Ziegler die Finger in die Wunden, weist den kürzlich präsentierten EU-Migrationspakt entschieden zurück, der keine echten Verbesserungen verspricht und »Patenschaften« der aufnahmeunwilligen Länder Osteuropas vorsieht, die sich mit der Finanzierung von Abschiebungen beteiligen sollen. Das neue Grenzregime erlaubt es den reichen Länder des Nordens, ihre »imperiale Lebensweise« auf dem Rücken der seit Jahr­hunderten ausgebeuteten Länder des Südens aufrecht zu erhalten. Der Autor Ziegler legt Zeugnis ab, versetzt seine sozialkritischen Befunde mit journalistischer Genauigkeit, offener Betroffenheit, Poesie und Emphase. Im Kontrast zu vielen anderen Berichten zum Thema kommt der Autor ohne Alarmismus, Larmoyanz und Anekdoten aus. Sein Stil ist trocken, liest sich abwechselnd essayistisch, analytisch, politisch-aktivistisch-mani­fest.

Kara Tepe heißt das neue Lager auf Lesbos, das Moria ersetzen soll und wo sich derzeit knapp 8.000 Menschen von ca. 13.000 befinden. Es gibt weder flie­ßendes Wasser noch WCs, und die be­helfsmäßigen Zelte wurden seit Tagen von schweren Regenfällen getroffen und völlig überschwemmt. Es grassiert die Angst vor neuen Bränden, der endgülti­gen Verfestigung eines unhaltbaren Zu­standes und auf ein weiteres untätiges Warten auf Asyl in der EU.

Gegen Ende bekräftigte der streitbare Aktivist seinen Aufruf an alle Menschen, denen die europäische Idee am Herzen liegt, selbstbewusst gegen diese »Schande Europas« aufzustehen und die Einhaltung der Menschrechte sowie der Genfer Flüchtlingskonvention einzufor­dern. Der Abend klingt mit Wortspenden aus dem Publikum sowie online, dem Sammeln von Spenden und Klängen von Lennons Imagine in angeregte informelle Gespräche aus.

»Überall auf dem Kontinent müssen wir für die strikte Einhaltung des univer­sellen Menschenrechts auf Asyl kämpfen. Wir müssen die sofortige und endgültige Schließung aller Hotspots durchsetzen, wo immer sie sich befinden. Denn sie sind die Schande Europas.« (Seite 143)

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Selbstorganisation der Geflüchteten in Marokko und Emmanuel Mbolelas Buch.

VON ALEXANDER BEHR

»Emmanuel Mbolelas Buch ist deshalb so beeindruckend, weil es nicht nur ein Buch der mutigen, detailgenauen Brandmarkung ist, sondern auch ein Buch der unausrott­baren Hoffnung. Ein Buch des Widerstandes, des Aufstan­des des Gewissens.« Jean Ziegler

Im Jahr 2014 erschien im Wiener Mandel­baum-Verlag die erste Auflage des Buches Mein Weg vom Kongo nach Europa – zwischen Widerstand, Flucht und Exil des Autors und Aktivisten Emmanuel Mbolela. Mehr als sechs Jahr sind seither vergan­gen – und die Zwischenbilanz ist beeindru­ckend: Das Buch wurde mehrmals nachge­druckt, Übersetzungen in verschiedenen Sprachen wurden veröffentlicht, der Autor hielt über 400 Lesungen in Österreich, Deutschland, der Schweiz, in Italien, Frank­reich und Portugal. Das anhaltende Inte­resse an Mbolelas Buch ist äußerst begrü­ßenswert, gleichzeitig aber auch bitter not­wendig; stehen doch die persönliche Fluchtgeschichte und politische Autobio­graphie des Autors paradigmatisch für abertausende Flüchtende und Migrant* innen, denen heute der Zutritt zur Europäi­schen Union verwehrt wird.

Vom Kampf gegen Kabila zur ARCOM

Emmanuel Mbolela wurde 1973 in Mbuji-Mayi, einer Stadt im Zentrum der Demo­kratischen Republik Kongo, geboren. Bereits als Schüler engagierte er sich poli­tisch gegen den vom Westen unterstützten Langzeitdiktator Mobutu. Nachdem durch die Machtübernahme Laurent-Desiré Kabi­las Ende der 1990er-Jahre die Hoffnungen auf Demokratisierung und Frieden schnell zunichte gemacht wurden, setzte Mbolela seine Aktivitäten in der Jugendsektion der Oppositionspartei UDPS (Union für Demo­kratie und sozialen Fortschritt) fort. Als Laurent-Desiré Kabila im Jahr 2001 ermor­det wurde und sein Sohn Joseph ihm als Präsident nachfolgte, verschlimmerte sich die Lage im Land weiter. Der 17. April des Jahres 2002 gab dem Leben Emmanuel Mbo­lelas eine drastische Wende: Im Zuge einer Großdemonstration für Frieden und Demo­kratie in Mbuji-Mayi wurde Mbolela von den Schergen Joseph Kabilas festgenom­men, inhaftiert und gefoltert. Zwei seiner engsten Mitstreiter starben an diesem Tag durch die Kugeln der Polizei. Mbolela musste Hals über Kopf fliehen und verließ das Land in Richtung Brazzaville. Aufgrund fehlender Aufnahmestrukturen für Flüch­tende in den Ländern Subsahara-Afrikas schlug sich Mbolela bis nach Algerien und schließlich nach Marokko durch.

Doch auch dort erwies sich die Situation für subsaharische Flüchtende und Migrant* innen als unerträglich. Von gesundheitli­cher Versorgung, dem Zugang zu Arbeits­markt und Bildung ausgeschlossen, wurden sie oftmals Opfer von brutalen und lebens­bedrohlichen Abschiebungen ins Grenzge­biet zwischen Marokko und Algerien.

Aufgrund dieser Missstände beschloss Mbolela den politischen Kampf für Würde und Menschenrechte wieder aufzunehmen und gründete im Jahr 2005 gemeinsam mit anderen Flüchtenden die erste Organisa­tion subsaharischer Migrantinnen und Mig­ranten, die »Association des Refugi-é-s et Communautés Migrantes«, also die »Verei­nigung der Geflüchteten und migranti­schen Communities« (ARCOM).

Die Gruppe kann mittlerweile auf eine Vielzahl von Aktionen zurückblicken. Seien es Proteste gegen Abschiebungen in das marokkanisch-algerische Grenzgebiet, Widerstand gegen Polizeigewalt, gegen die Externalisierung des EU-Grenzregimes sowie gegen die Passivität des UNHCR oder Kampagnen für den Zugang zu Gesund­heitsversorgung und für die Legalisierung von Papierlosen: Die Arbeit der ARCOM hat seit nunmehr 15 Jahren in unzähligen Fäl­len konkrete Hilfe geleistet und wohl oft auch Leben gerettet. Außerdem brachte die ARCOM, die auch Teil des transnationalen Netzwerks Afrique Europe Interact ist, die »Stimme der Stimmlosen«, also der Illegali­sierten, mit Nachdruck in den öffentlichen Diskurs – sowohl in Marokko als auch in Europa.

Im Jahr 2008 gelang es Emmanuel Mbo­lela, mit einem Resettlement-Programm des UNHCR das Land zu verlassen und legal nach Europa zu reisen. Er lebt heute in Frankreich, koordiniert und unterstützt aber die Arbeit der AROCM von Europa aus und reist regelmäßig nach Rabat.

Im Jahr 2014 gründete die ARCOM mit Spendengeldern, die im Zuge der Leserei­sen mit Mbolelas Buch gesammelt werden konnten, in Rabat ein Frauenhaus für sub­saharische Migrantinnen. Zum ersten Mal in der Geschichte Marokkos gibt es seither selbstverwaltete Räume, an dem von Gewalt Betroffene migrantische Frauen in Sicherheit sind. Das Frauenhaus der ARCOM umfasst vier angemietete Wohnun­gen, die meisten von ihnen liegen im Stadt­teil Hay Nada. Rund 50 Frauen leben aktuell in den Strukturen des Frauenhauses, der Großteil von ihnen kommt aus der Elfen­beinküste, aus Guinea, der RD Kongo, aus Mali oder Benin – viele von ihnen haben kleine Kinder. Ihre Fluchtgründe sind divers: Frauen aus der RD Kongo oder aus der Elfenbeinküste fliehen vor den Auswir­kungen der dortigen Kriege; zahlreiche Frauen berichten von patriarchaler Gewalt, insbesondere von Zwangsverheiratungen und Genitalverstümmelungen. Viele spre­chen davon, dass ihre Gewalterfahrungen keineswegs mit der Flucht zu Ende waren – auch in Marokko sind sie sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Besonders schlimm sind die Übergriffe im marokkanisch-algeri­schen Grenzgebiet. Die Gewalt geht meist von Grenzpolizisten und Militärs aus, teils aber auch von mitreisenden Migranten.

Herausforderungen für die Zukunft

Für die sozialen Bewegungen und Struktu­ren, die die Arbeit der ARCOM diesseits und jenseits des Mittelmeers unterstützen, dürften sich in der kommenden Zeit meh­rere Aufgaben stellen: Erstens steht für die ARCOM die Überlegung im Raum, ein sozia­les Zentrum für Migrant*innen zu grün­den – eventuell mit einem Restaurantbe­trieb, und wenn möglich in räumlicher Nähe der vier Wohnungen des Frauenhau­ses. Dafür wird es notwendig sein, finan­zielle Unterstützung in Europa zu organi­sieren.

Zweitens sollte das Buch des ARCOM-Gründers Emmanuel Mbolela weitere Ver­breitung finden. Das Buch ist ein wichtiges Werkzeug im Aufbau von politischer Soli­darität und kommt unter anderem in unzähligen Schulen zum Einsatz. Des weite­ren dient es als zentrales Mittel für das Ein­werben von Spenden für das Frauenhaus in Rabat. Nachdem das Buch in deutscher Sprache erschienen war, folgten in den Jah­ren darauf eine französische und italieni­sche Version. Im Frühjahr 2021 erscheint bei Farrar, Straus & Giroux in New York die englischsprachige Ausgabe.

Last but not least sollte in der gemeinsa­men politischen Arbeit weiterhin die Aus­plünderung der Ressourcen in den Her­kunftsländern der Geflüchteten themati­siert werden. Nicht umsonst hat sich das Netzwerk Afrique Europe Interact auf die Fahnen geschrieben, nicht nur für das Recht zu gehen zu kämpfen, sondern auch für das Recht zu bleiben; also für das Recht, unter würdigen und guten Bedingungen dort leben zu können, wo man aufgewach­sen ist.

Emmanuel Mbolela wird nicht müde darauf hinzuweisen, dass die neokoloniale Ausbeutung der Länder Afrikas fortbesteht. Während Coltan, Kupfer und Kobalt aus dem Kongo, Gold aus Mali, Kakao aus der Elfenbeinküste oder Erdöl aus Nigeria zu Spottpreisen exportiert oder gar geraubt werden, wird Flüchtenden und Migrant* innen die Reisefreiheit verwehrt. Europa behauptet, so Mbolela, dass es nicht mög­lich sei, das Elend der ganzen Welt aufzu­nehmen – doch anscheinend ist es für Europa seit Jahrhunderten sehr wohl mög­lich, die Reichtümer aus aller Welt aufzu­nehmen. Das, so Mbolela, muss sich grund­legend ändern! Im kommenden Januar jährt sich die Ermordung des großen kon­golesischen und afrikanischen Hoffnungs­trägers Patrice Lumumba zum sechzigsten Mal. Doch das Erbe Lumumbas lebt – nicht zuletzt im Freiheitswillen der Flüchtenden und Migrant*innen.

Wir freuen uns daher über Rückmeldungen und Einladungen zu Lesungen und Diskussionen mit dem Autor – Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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VON MICHAEL GRABER

 

Es gibt viele Strandbäder in Wien. Sie befinden sich entlang der 20 Kilometer langen Alten Donau, einem ehemaligen Donauarm, der nach der Donauregulierung übriggeblieben ist. Zwischen dieser und der Lobau gibt es ein gewisses Spannungsverhältnis. Wer einen kleinen Komfort genießen will, besucht die Strandbäder, wer es romantischer haben will, geht in die Lobau baden. Früher war das Unterscheidungsmerkmal FKK oder nicht. Seit es im Gänsehäufel einen großen FKK-Bereich gibt, hat sich das egalisiert. Bleibt noch ein Unterschied: das Eintrittsgeld.

Ich bin Gänsehäufler und ein privilegierter noch dazu, denn ich habe eine der begehrten Kabanen – Kabinen mit Vorbau und einem schönen Rasenstück rundherum, ein Gartenersatz, aber ohne Arbeit, ein PensionistInnenrefugium. Man kennt sich und es gibt dort sogar ein kleines Kummerldorf.

Das Gänsehäufel hat dank seiner Größe – immerhin 28 ha – viele Facetten: drei Strände, Wellenbecken, Kinderbecken, Sportplätze, ausgedehnte Liegewiesen, Restaurants Shoppingmall, Klettergarten und anderes mehr. Das beste Restaurant ist das am Weststrand direkt am Wasser mit Blick auf die Skyline der Donaucity, wenige Schritte von der Kabane entfernt. Es ist Platz für über 30.000 BesucherInnen, in der heurigen kurzen Coronasaison wurde die Kapazität allerdings auf 13.500 eingeschränkt. Das Coronaregime bezüglich des Eintritts war zwar ärgerlich, geht aber hoffentlich nächstes Jahr wieder vorbei.

Lange Jahre hatten wir die Kabine Nr. 13, die wegen der Unglückszahl niemand haben wollte. Die lag direkt neben den Tischtennistischen und den Tennisplätzen und erlaubte den Blick auf alle vorbeigehenden Ankömmlinge. Sport hat am Gänsehäufel interessante Änderungen erfahren. Konnte ich als Jugendlicher am großen Fußballplatz mit ehemaligen Kickerkönigen der Wiener Liga ab und zu geduldet, sogar vor Publikum und natürlich barfuß, mitspielen, ist der Platz heute in der Regel fast leer. Dafür tummelt sich alles rund um die Beachvolleyballplätze. Auch der Basketballplatz ist noch frequentiert. Die Kleinsten zieht es zur Hupfburg und die Sprungmatten. Im Wasser ist Surfbrettpaddeln derzeit am gefragtesten.

Natürlich gilt die erste Tätigkeit nach der Ankunft im Bad dem Sprung ins Wasser. Die Wasserqualität ist dank der Schlingpflanzen, die allerdings regelmäßig gemäht werden, in der Regel sehr gut. Ich fühle mich bei Wasser­temperaturen zwischen 23 und 25 Grad am wohlsten. Danach steht ein Besuch am ande­ren Ende der Insel, dem FKK-Gelände an. Die­ses hat eine eigene Infrastruktur mit Block­sauna, Massagetischen, Schachfeld, Kaffee­haus und zahlreichen Holzliegen. Es sind ins­besondere die Kneterinnen aus Thailand, die mich veranlassen, regelmäßig den weiten Weg von der Kabane ins FKK-Gelände anzu­treten. Dort lasse ich mir einen Termin geben. Der Kollateralnutzen besteht auch darin, dort linke FreundInnen zu treffen, die sich bevorzugt im FKK-Gelände tummeln.

Um 20 Uhr ist leider Schluss

Von diesem Ausflug zurückgekehrt, ist Kaf­feekochen angesagt, zu dem auch die umlie­genden Kabanieros eingeladen werden. Mit entsprechenden Ruhezeiten vergeht langsam der Tag. Um 15 Uhr beginnt der Kasperl seine Vorstellung, alternativ bietet sich auch die Minigolfanlage an. Um 20 Uhr endet der Badetag, im September bereits um 19 Uhr, obwohl dank Sommerzeit die Sonne noch hochsteht. Unzählige Petitionen haben eine Verlängerung der Badezeit gefordert, sind aber an der Sturheit der Bäderverwaltung gescheitert, die offenbar keine Überstunden zahlen oder kein zusätzliches Personal ein­stellen will. Die heurige Saison ging Corona­bedingt nach nur dreieinhalb Monaten am 20. September zu Ende, denn der Mai war ausge­fallen. Die Kabane überwintert nun.

Die An- und Abfahrt ist in der Regel unkom­pliziert, dank Bäderbus und U1. Der Bäderbus wurde allerdings heuer aus unerfindlichen Gründen eingestellt, weshalb sich umso mehr Fahrgäste in den beiden 92er Bussen dräng­ten und deren Frequenz auch an den schöns­ten Wochenenden nicht erhöht wurde. Der Ausfall des Bäderbusses verlängert den Weg von und zum Gänsehäufel, was für die älteren Besucher eine zusätzliche Erschwernis dar­stellte. So bleibt doch heuer noch ein etwas bitterer Nachgeschmack.

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Eindrücke von Michael Graber über »seinen« Reumannplatzplatz, der anderes zu bieten hat als negative Schlagzeilen in Vorwahlzeiten.

Alle reden vom Viktor Adler Platz, auf dem sich der Viktor Adler Markt befindet. Wegen des Namens ist er ein Synonym für Favoriten geworden und alle Parteien raufen sich, in der Fußgängerzone, die dort vorbeiführt, ihre Kundgebungen abzuhalten. Allerdings hat der Platz mit Viktor Adler und den Anfängen der organisierten Arbeiterbewegung nicht wirklich etwas zu tun. Der Gemeindebau, der den gleichen Namen trägt, steht an der Triester Straße, und das Zentrum der frühen SPÖ, das ehemalige Favoritner Arbeiterheim und das Hotel Favorita, steht an der Laxenburger Straße, und von den wirklichen Anfänge am Wienerberg, wo die »Ziegelböhm« arbeiteten und hausten, ist nichts mehr zu sehen.

Das wirkliche Zentrum Favoritens ist der Reumannplatz, benannt nach einem sozialdemokratischen Bürgermeister anfangs der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Dort treffen sich die wichtigsten Verkehrslinien des Bezirks – die U1 (bis 2017 deren Endstation) und zahlreiche städtische und Regionalbusse. Radwege streifen den Platz. Dort steht das monumentale Amalienbad – ein Jugendstiljuwel –, und in den Frühjahr- und Sommermonaten öffnet natürlich der Tichy, das bekannteste Eisgeschäft in Wien, und am unteren Eck befindet sich die größte und frequentierteste Apotheke des Bezirks. Dort endet auch eine der ältesten Fußgängerzonen in der Favoritenstraße. Gleich neben dem Amalienbad besuchen zahlreiche SchülerInnen die höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe.

Vor und nach dem Umbau

Der Reumannplatz ist das Kommunikationszentrum Favoritens. An Nichtregentagen ist er das verlängerte Wohnzimmer zahlreicher Familien, die den Kinderspielplatz oder die Bänke und Sitzgelegenheiten nutzen und damit den beengten Wohnverhältnissen zumindest zeitweise entkommen. Gelegentlich spielen StraßenmusikerInnen aus aller Herren und Frauen Länder, aber auch Stammgäste. An den U-Bahneingängen sind ZeitungsverkäuferInnen platziert, die ebenfalls schon jahrelang dort heimisch sind. So war es bis vor kurzem. Denn seit einem Jahr wurde der Platz umgebaut und im September mit großem Pomp »wiedereröffnet«.

Leider nicht zu seinem Vorteil, wie sich rasch herausstellt. Statt mehr Grün, wie versprochen, ziehen weite Betonwege ihre Schneisen durch den Platz. Die Bänke und Sitzgelegenheiten sind am Rande der Betonwüsten platziert und an heißen Tagen unerträglich. Die Grünflächen sind Randerscheinungen, anstatt satter, grüner Grasflächen sind zum Teil spärlich begrünte Kiesböden angelegt. Allerdings, die parksuchenden AnwohnerInnen haben trotzdem den Platz wieder in Besitz genommen, denn die Bänke und Spielplätze sind schon wieder voll genutzt. Immerhin konnte eine BürgerInneninitiative bisher verhindern, dass auf dem Platz eine Nobelgastromeile auf Kosten der Freiflächen errichtet wurde, was ursprüngliche Pläne durchaus vorsahen. In einem Eck stehen nun Fitnessgeräte, von denen noch nicht klar ist, ob sie von den Jugendlichen angenommen werden.

Zwei Fortschritte sind zu nennen: Im Zuge des Umbaus wurde die Fußgängerzone bis zum Tichy verlängert und damit eine Gefahrenzone entschärft, die sich aus dem Gemenge zwischen EiskonsumentInnen, vor allem auch Kindern, und den vorbeifahrenden Autos zusammensetzte. Dies hätte die Stadtverwaltung allerdings schon 30 Jahre früher machen können, als ich als damaliger KPÖ-Bezirksrat einen entsprechenden Antrag in der Bezirksvertretung einbrachte.

Der zweite positive Effekt besteht darin, dass nun vor dem antifaschistischen Mahnmal, das anfangs der 80er Jahre errichtet wurde, ein kleiner Platz eingerichtet wurde, sodass das Monument optisch mehr ins Zentrum des Platzes rückt.

Als »Hauptplatz« einer Zweihunderttausend-EinwohnerInnenstadt ist der Reumannplatz trotz alledem überschaubar, unaufgeregt und relativ ruhig geblieben. So oder so ist es »ihr« Platz, der alteingesessenen und der zahlreichen »migrantischen« Menschen, der Kinder und der PensionistInnen des Bezirks.

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Das Leben in der Wiener Werkbundsiedlung – ein Gespräch mit der Bewohnerin und Schauspielerin Margot Hruby, aufgezeichnet von Eva Brenner.Kleintier

Die Wiener Werkbundsiedlung am Rand der Stadt ist ein Architekturjuwel der Moderne, das aus Muster-Wohnhäusern ein einzigartiges Beispiel sozialen städtischen Wohnens darstellt. Erbaut nach dem Vorbild der Stuttgarter Weißenhofsiedlung aus 1927, wurde der Siedlung 2020 das Siegel Europäisches Kulturerbe verliehen. In der Liste der 31 international prominenten Architekten des neuen Bauens befinden sich neben dem künstlerischen Leiter Josef Frank auch Adolf Loos, Josef Hoffmann, Richard Neutra oder Geriet Rietveld, und als einzige Frau Margarete Schütte-Lihotzky, von der zwei heute noch bewohnte Häuser stammen.

Die Siedlung – damals die »größte Baustelle Europas« – wurde 1932 zur Weltausstellung eröffnet und von mehr als 100.000 Menschen besucht. Einstmals bestand die Siedlung aus 70 voll eingerichteten Einfamilienhäusern mit kleinen Gärten, von denen 64 erhalten und vermietet sind; ein Teil ist in Privatbesitz. Da die für den Verkauf gedachten Hauser mitten in der Weltwirtschaftskrise nicht gut verkauft werden konnten, übernahm die Stadt Wien die Siedlung vom Bauträger Gesiba (städtische Wohnbaugesellschaft). Bis heute in städtischem Besitz, wurde im Zuge der zweiten Sanierung Mitte der 1980er Jahre die Verwaltung 2012 privat ausgelagert, wodurch u. a. die Mietpreise empfindlich gestiegen sind. Die Anlage folgt der Idee der Gartenstadtbewegung des späten 19. Jahrhunderts, der zufolge Gärten nicht bloß der Erbauung, sondern der eigenen Nutzung durch Anbau von Obst und Gemüse sowie Kleintierhaltung dienen sollten. Während Wiens große trutzburghafte Gemeindebauten für die bis zu Beginn der 1. Republik in Substandard-Wohnungen hausende ArbeiterInnenklasse konzipiert waren, richtete sich die Werkbundsiedlung an die Mittelschicht. Sie bot auf engstem, effizient geplantem Grundriss günstige Mieten und ein gesundes Wohnumfeld mit Dorfcharakter.

Mit ihrer herausragenden modernistischen Bauweise, die ähnlich wie die deutsche Bauhaus-Bewegung eine revolutionäre Vision des »Neuen Wohnens« auf hohem ästhetischem Niveau umsetzte, ist die Siedlung bis heute bewohnt, Studienobjekt internationaler ArchitekturstudentInnen, HistorikerInnen und beliebt bei TouristInnen. Das kann manchmal auch mühsam sein, erzählt Margot Hruby, die seit gut 40 Jahren in einem Adolf Loos Musterhaus zur Miete wohnt. So habe sie auch schon mit der Kamera »zurückgeschossen«, wenn sie und ihr Haus »wieder einmal wie im Zoo fotografiert werden«. Obwohl das einen Eingriff in die Privatsphäre darstellt, ist es eine vernachlässigbare Größe im Vergleich zu den Folgen der missglückten Sanierung 2012–2019 auf das Alltagsleben der SiedlungsbewohnerInnen. Von dieser wie anderen »Katastrophen« – Privatisierung der Verwaltung, Mieterhöhungen, Feuchtigkeit wegen schlechter Sanierung von Fenstern und Türen – sowie ihren jahrelangen fruchtlosen Bittgängen zur Stadt Wien als Trägerin berichtet die streitbare Künstlerin im Gespräch mit der Volksstimme.

Was hat dich bewogen, dieses wunderbare Adolf Loos-Haus zu deinem Zu-Hause zu machen?

MARGOT HRUBY: Meine Mutter hat es 1966/67 angemietet, und ich habe es vor über 40 Jahren übernommen. Meine Kinder sind hier mit mir aufgewachsen, mein Sohn ist sogar im Haus geboren worden. Wir haben hier zur Blütezeit zu fünft gelebt, mit meiner Großmutter, meinem Partner, meinen zwei Kindern.

Was macht die besondere Qualität des Wohnens in der Werkbundsiedlung aus?

MARGOT HRUBY: Gesunde Luft, soziales Wohnen, ein Kleingarten und eine integrierte Community abseits des Zentrums. Für das Aufwachsen von Kindern ist das ein idealer Platz. Aber es wurde ein empfindlicher Keil in diegewachsene Gemeinschaft und ihr Selbstverständnis als Trägerin der Siedlungsidee getrieben, die beschädigt wurde.

Was hat sie verändert?

MARGOT HRUBY: Das frühere Community-Feeling, das der Siedlungsidee entsprach, dass auch die unteren Schichten Anspruch auf gesundes, leistbares und schönes Wohnen in der Stadt haben, ist verschwunden. Als ich aufwuchs, kannten sich alle, wir hatten gemeinsame Straßenfeste, verbannten Autos, machten Ausflüge zusammen, halfen uns bei allerlei Alltagsproblemen aus – Kindererziehung, Lernen, Garteln. Dieses Leben hat sich radikal verändert, während der Sanierung gab’s viele Unsicherheiten und viel Stress. Die Tage waren geprägt von Lärm, Dreck, Angst vor höheren Mieten und Energiekosten. Stress entzweit die Menschen.

Was ist passiert?

MARGOT HRUBY: Die Stadt Wien hat die Verwaltung unter dem sozialdemokratischen Wohnbaustadtrat Dr. Michael Ludwig, heute Bürgermeister von Wien, kurz vor der Sanierung an die Firma Wiseg abgegeben (ein mehrheitlich im Eigentum der Stadt Wien stehendes Immobilienunternehmen). Der Grund verblieb in Gemeindebesitz.

Wie hat sich das ausgewirkt?

MARGOT HRUBY: Es gibt viele offensichtliche Mängel, die wir alle beklagten: Drainage ohne Abfluss, schlecht renovierte Fenster und Türen; die Fenster wurden von Hilfsarbeitern, die man hier beschäftigte und vermutlich keine ausgebildeten Tischler waren, verwechselt und falsch wieder eingebaut. Eine Lachnummer, kunsthistorisch äußerst bedenklich in einer denkmalgeschützten Siedlung, die zum Kulturerbe erhoben wurde. Ich musste vor Jahren meine eigene Zentralheizung einrichten und ich habe seit der Sanierung in kalten Wintern trotz Zentralheizung im Obergeschoß nur mehr 15 Grad und überlege dann auszuziehen, aber in der warmen Jahreszeit überwiegen eben doch wieder die Vorteile.

Gab es keinen allgemeinen Protest in der Siedlung?

MARGOT HRUBY: Nein, die Leute haben Angst, wir wurden in der Presse als dumme »Gartenzwerge« diffamiert. Viele haben mir ganz still und heimlich ihre Klagen mitgeteilt, um danach öffentlich zu schweigen. Ich protestiere seit Jahren, versuche, Solidarität in der Siedlung gegen die undurchsichtigen Konstruktionen der neuen Trägerfirma und die unsachgemäße, überteuerte Sanierung zu organisieren. Man hat hier mit € 3.000/m2 saniert, dafür hätte man neue Häuser bauen können. Aber ich blieb ohne Erfolg, habe mich nur unbeliebt gemacht, bin zum Hassobjekt geworden.

Hat dich niemand unterstützt?

MARGOT HRUBY: Oh ja, die Frauen wollten aufstehen, aber ihre Männern haben sie zurückgehalten. Am Ende stehst du alleine da – aber so kommst du nicht weiter. Weder in der Stadt Wien, wo die rechte Hand von Dr. Ludwig einer der Leiter der Firma Wiseg war, noch in der Mieterschutzvereinigung, die meinte, das Areal sei ausgelagert und nicht mehr Angelegenheit der Stadt, noch innerhalb der Siedlungsgemeinschaft. Du kannst heute, wenn du willst, ein Haus in der Siedlung von der Wiseg kaufen, die im Grundbuch steht – oder dich teuer einmieten.

Was hat sich in der Siedlung geändert? Hat eine Gentrifizierung stattgefunden?

MARGOT HRUBY: Die Machenschaften und Eigentumsverhältnisse sind für mich sehr undurchsichtig geblieben. Man versucht heute eine neue, jüngere, zahlungskräftige Klientel – AkademikerInnen, ArchitektInnen, KünstlerInnen, Menschen mit Bildung anzuziehen. Viele davon sind jung, haben Kinder und sind sehr begeistert, hier im Grünen in Stadtnähe wohnen zu können, obwohl sie manchmal das Doppelte an Miete zahlen als wir älteren MieterInnen. Ich habe Glück, ich komme mit den neuen Nachbarn sehr gut aus – aber das alte Community-Bewusstsein ist perdu.

Warum bist du geblieben? Wie steht es mit deiner Miete?

MARGOT HRUBY: Früher habe ich an Monatsmiete 320 Euro bezahlt, das war sehr günstig für eine hohe Wohnqualität. Jetzt, nach der Sanierung, sind das stolze 735 Euro. Man hat die Wohnfläche der Häuser neu vermessen, statt 57 habe ich nun 89 Quadratmeter, weil man mein Stiegenhaus und die Galerie mitrechnet. Bemerkenswert ist auch, dass seit der letzten Sanierung der Energieverbrauch gestiegen ist.

Was verbindet dich noch heute mit der Werkbundsiedlung?

MARGOT HRUBY: Wenn ich so zurückdenke, früher gab es hier auch einfache Menschen aus der Unterschicht, viele schräge Gestalten, eine wilde Mischung, die beinahe ganz verschwunden ist. Wir waren eine eingeschworene Gemeinschaft, viele Häuser wurden von Generation zu Genration weitergegeben. Ich liebe die Siedlung, ihr grandioses Erbe, die persönlichen Erinnerungen. Einer der Architekten der Siedlung war übrigens der Pariser Kommunist André Lurçat. Er hat nach dem gescheiterten Arbeiteraufstand 1934 aus Wien fliehen müssen und lebte danach bis 1937 in der UdSSR, wo er u. a. einen Krankenhauskomplex baute. In Villejuif, einem Vorort von Paris, der zu dieser Zeit einen kommunistischen Bürgermeister und Förderer hatte, entwarf er einen Schulkomplex, womit er seinen Durchbruch als Architekt begründete. Sein Bau steht in der Werkbundsiedlung links von den Häusern von Josef Hoffmann. Es lebe die Diversität.

Was wird bleiben von der großen Vergangenheit?

MARGOT HRUBY: Die Siedlung ist und bleibt ein lebendiges Zeugnis des revolutionären »neuen Wohnens«, der Idee des sozialen Wohnbaus und der gelebten Gemeinschaft verpflichtet. Ich meine jedoch, diese Idee ist unterwegs verreckt, die Siedlung droht zu einem Museum zu werden, im besten Fall zu einem Refugium für neue Eliten.

Wie würde eine erfolgreiche Solidaritätsaktion für die Rettung der Siedlungsidee aussehen, wenn wir darauf Einfluss hätten?

MARGOT HRUBY: Man müsste sich zusammentun, den Ist-Zustand erheben, die Mängel auflisten, der Diffamierung entgegentreten, selbstbewusst auftreten, sich vernetzen. Wir sind nicht allein im Kampf gegen die Privatisierung von sozialem Eigentum. We are the 99 %!

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»Es geht hier nicht um Leben oder Tod …

… es geht um mehr.« Es gibt in Wien zwei berühmte linke Fußballvereine – der »First Vienna FC 1894« in Döbling und der »Wiener Sport-Club« in Hernals. Die Frauenteams beider Vereine spielen in der ÖFB-Frauen 2. Liga, die Männer des schwarzweißen Sport-Clubs spielen in der Regionalliga Ost, die Männer der blau-gelben Vienna in der Stadtliga. Die Anhänger*innen der beiden Clubs sind bekannt für ihr aggressionsfreies, inklusives und fortschrittliches Fantum. Passenderweise treffen sich die beiden Vereine regelmäßig zum »Derby of Love«. Die Volksstimme hat je eine Fan gefragt, warum ihr Verein der beste Verein der Welt ist.

FIRST VIENNA FC 1894

 

VON VALERIA MIGSCH

 

Die Liebe meines Lebens, für immer blau und gelb

Ein bisschen ein Zoo ist es ja schon immer da oben in Döbling. Inmitten von Wiens Nobelbezirk liegt die Naturarena Hohe Warte, die Heimstätte von Österreichs ältestem Fußballverein, dem First Vienna Football Club 1894. Und zumindest jedes zweite Wochenende tummelt sich da oben freitagabends allerlei Getier. Von politischen Ponys und kritischen Kojoten bis zu renitenten Rude Grrrls und wachsamen Wanderern, alles ist vertreten.

Entsprechend laut geht es auch zu, ob zu Hause oder auswärts, gesungen wird in 90-minütiger Länge. Mit ganz viel Gefühl, mehrsprachig, selten einstimmig, aber ein­hellig in der Überzeugung, dass Support etwas Positives sein sollte. Die Fans stellen sich gegen Diskriminierung jedweder Art auf und abseits des Spielfelds, und die Spruchbänder sprechen Bände, weil unter­irdisch ist bei der Vienna höchsten der Tri­bünenzugang – der liegt nämlich unter­halb. Und egal, wie gut bedudelt (es gibt auch Dudelsackbegleitung) und in welcher Halbzeit, mensch kann sich immer frei bewegen auf der Tribüne, unabhängig von Orientierung, Geschlecht und Herkunft.

Das ist jetzt anders. Aber nicht, weil wir unsere Prinzipien vergessen haben; Corona hat uns im wahrsten Sinne des Wortes viel von unserer Bewegungsfrei­heit genommen, hat uns nachdenklicher und vorsichtiger gemacht. Wir wissen, dass wir als organisierte Fanszene Verantwor­tung haben, und die nehmen wir sehr ernst. Neben Choreografieideen diskutieren wir jetzt viel über Stadionkonzepte, stehen in ständigem Austausch mit dem Verein, überlegen, was wir noch besser machen können. Wir wollen konstruktiv und Teil der Lösung sein, nicht Teil des Problems. Und soweit funktioniert das gut, was wir von der Entscheidung der Fußballlandes­verbände zum Thema Saisonabbruch nicht behaupten können. Aber das ist ein Thema für einen anderen Artikel. Bis dahin treten wir dem Virus mit einem Babyelefanten-Abstand in den Allerwertesten und passen gut aufeinander auf, weil bei der Vienna kannst du alles sein, was du willst, aber du bist nie allein.

WIENER SPORT-CLUB

 

VON MADLEINE DRESCHER

 

Hernois is ois!

Mehr als sechs Monate ist es her, dass wir auf der Friedhofstribüne standen und unseren Verein angefeuert haben. Dazwischen ist viel passiert. Die ersten drei Spiele mussten verschoben werden – wegen Corona – eine Erinnerung daran, dass das alles vielleicht doch nicht so normal ist.

Und ja, es ist anders, wir haben plötzlich fixe Sitzplätze, nur Abo Besitzer*innen dürfen auf die Tribüne, zumindest vorerst.

Dennoch, beim Aussteigen aus der 43er leuchten die Gesichter, von weitem ragen die Flutlichtmasten in die Höhe. Je näher die Fans dem Stadion kommen, umso größer wird die Vorfreude.

Home is where the Graveyard is:

Als der Pfiff des Schiris ertönt, ist die sprichwörtliche Friedhofsruhe, die während Corona noch brüllender zu sein schien, gebrochen. »Sportclub is on the green«.

Und das schon seit 1907. Da entstand der Wiener Sportclub aus dem Zusammenschluss des Wiener Cylistenclubs und der Wiener Sportvereinigung. Seitdem wird vor der Kulisse des Hernalser Friedhofs gekickt.

Und es wird – gerade an diesem Fußballabend – wieder sichtbar: Der Wiener Sport-Club ist für viele Menschen nicht nur ein Verein, sondern ein Zuhause, ein Freund*innenkreis, eine Zuflucht vor dem verdammt grauen Alltag, ein Ort, an dem alle Platz haben sollen.

All different – all equal?

Einige Tage vorher haben wir, die Fanvereinigung des Wiener Sportclub »Freund* innen der Friedhofstribüne« uns getroffen, um Transparente zu malen. Anlass war die Entscheidung der Verbandsvorsitzenden, die Liga mit nur 13 – statt 16 Vereinen abzuhalten.

Anlässlich der europäischen Schande Moria haben wir eine Woche später das »Fuck Frontex« Transpi aufgehängt, dazwischen hängt die »Fußballfans gegen Homophobie« Fahne, an der Bande der Haupttribüne steht »all different – all equal«.

Sexismus, Homophobie, Rassismus und andere Formen der Diskriminierung wurden in den letzten Jahren weitgehend erfolgreich von den Rängen verbannt.

Jede* und jeder* ist willkommen. Doch das passiert nicht von alleine. Jahrelange Arbeit von Fans und das aktive Engagement so Vieler steht dahinter. Im Hintergrund steht die Erkenntnis, dass das Stadion immer auch ein Spiegel der Gesellschaft ist und somit ein Kampffeld.

Ob das die Plena der Freund*innen der Friedhofstribüne sind, das Transpimalen, das Schreiben einer Broschüre zu (historischem) Antisemitismus im Verein, das ehrenamtlich Hinter-der-Bar-Stehen im Flag (dem Vereinslokal) oder die Organisation des Ute Bock Cup.

Dazu gehört, dass jede* und jeder* auf Tribüne aktiv eingreift, wenn einer beispielsweise sexistische, rassistische oder homophobe Sprüche ruft.

Denn nicht nur auf dem Platz wird um Hegemonie gerungen, sondern eben auch auf der Tribüne.

Fußball lebt von den Menschen, die ihn anschauen und ihn aktiv mitgestalten (deshalb auch ganz nebenbei: Geisterspiele nur am Friedhof!).

Und deshalb stehen am Ende endlich wieder alle gemeinsam auf der Friedhofs tribüne und singen »Hernois is ois«. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen.

 

Valeria Migsch ist tier­liebe Feministin mit Faible für Fußball.

Madeleine Drescher ist Fußballfan und aktiv bei den Freund*innen der Friedhofstribüne.

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Zwischen den Welten: Fast 50 Jahre alt geworden in Wien, bin ich noch immer nicht wirklich ganz hier und schon lange nicht mehr dort.

VON BÄRBEL DANNEBERG

Ich gehöre zum »guten« Wiener Zugewanderten-Pool, dem größten übrigens: dem deutschen. Lange Zeit vor dem EU-Beitritt touristisch als Devisenbringerin für Tirols Berg- oder Wiens Unterwelt sowie seiner Sehenswürdigkeiten umworben, habe ich zu Beginn meiner Wiener Zugezogen-Zeit, zu der mich nicht Wien, sondern eine Liebe verführt hat, oft gehört, was für ein schönes Deutsch ich sprechen würde. Das lag wohl an den deutschen Fernsehserien und den Österreich-Repliken á la Mundl. Ich würde liebend gerne Wienern, bringe es aber nicht über meine Zunge. Muttersprache ist trotz aller Bemühungen prägend auch nach fast einem halben Jahrhundert.

Im Wiener Durchschnitt betrug der Anteil an Wiener*innen mit einer ausländischen Herkunft im vergangenen Jahr rund 40,7 Prozent. In zwei Bezirken hatten mehr als die Hälfte der Einwohner*innen eine ausländische Herkunft: in Rudolfsheim-Fünfhaus seit dem Jahr 2015 und in der Brigittenau seit 2018. Anfang 2019 hatten in Wien rund 773.176 Einwohner*innen einen Migrationshintergrund (Statista 2020). Und dennoch darf rund ein Drittel nicht wählen.

Vor diesem Hintergrund affichiert FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp (was reimt sich auf diesen Namen?) sittenwidrige Wahl-Plakate, die den Punkt der Verhetzung erfüllen, wozu es bereits eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft »gegen unbekannte Täter« vom SPÖ-Akademikerinnen- und Akademiker-Verband BSA gibt. Der verhetzende Sichtappell »Wir statt Ihr« knüpft an primitivste Gefühlswelten an, die dem Wiener Bevölkerungsgemisch seinen Charme nimmt. Das meiste, das Wien auch historisch ausmacht, ist nicht von hier, wie der Böhmische Prater oder viele Straßen- und Personennamen belegen. Und viele wurden vor acht Jahrzehnten vertrieben oder in Konzentrationslagern ermordet, wie die Gedenk-Stolpersteine vor Wiener Wohnhäusern zeigen.

Fremd sein in Wien

Ab und zu schicke ich meinen Verwandten Ansichtskarten, zarte Aquarelle von alten Biedermeier-Häusern, die den Wiener Charme vergangener Zeiten zeigen. Ich verschicke Illusionen. Als ich 1973 von Westberlin nach Wien kam, habe ich im Alten AKH auf der 1. Unfallchirurgie gearbeitet. Die Oberin zeigte mir meinen Arbeitsplatz und verwies stolz auf die Steinstiegen, über welche Maria Theresia bereits geschritten sei. Sie legte mir nahe, in die SPÖ einzutreten. Mein erster Wiener Widerspruch, den ich umschiffte: ich als Ausländerin...

Als größte Migrant*innen-Gruppe durfte ich nicht wählen, als systemrelevante Arbeitskraft aber Steuern zahlen. Nach elf Jahren leben und arbeiten in Wien habe ich dann meine Staatsbürgerschaft und die meiner Kinder letztendlich teuer und legal »erkauft«, denn Lehrstellen wurden für meine beiden Migrationsmädchen öffentlich nicht gefördert. »Besondere Staatsbürgerschaften« wurden schon immer verliehen und mussten andere Kriterien erfüllen: »Knapp 24 Millionen Euro müsse man in die österreichische Wirtschaft investieren, um danach mit einer österreichischen Staatsangehörigkeit ausgestattet zu werden« (Die Presse, 31.7.2018). Meine namentlichen Ahnenverwandten (Jochen, Ex-DDR-Schispringer; Thomas, Synchronsprecher der Schwarzenegger-Filme; Robert, SPÖ-Politiker des Roten Wien, 1942 im KZ Auschwitz ermordet, Erika, Psychoanalytikerin in Wien) hatten zurecht keinen »Freunderl-Einfluss«, obwohl ich oft auf deren Berühmtheit angesprochen werde. Operndiva Anna Netrebkow oder Superreiche haben aufgrund »von erbrachten oder noch zu erwartenden außerordentlichen Leistungen im Interesse der Republik Österreich« einen anderen Zahlungszulassungs code für Mehrstaatlichkeit. Dieser Staatsangehörigkeitsdeal wurde nebenbei auch durch das Ibiza-Video deutlich, mit welchem Strache und Gudenus (damals noch vereinte, heute zerstrittene FPÖ) die österreichische Bundesregierung in die Luft sprengte.

Erst nach Österreichs EU-Beitritt war das Wählen auf Bezirksebene für EU-Bürger*innen möglich. Heute kann dennoch ein Drittel der in Wien Wohnenden nicht zur Wahl gehen. Bürgermeister Ludwig stellte dieser Tage klar, dass er auch gar nicht daran denke, ein Wahlrecht allen in Wien Lebenden zu gewähren. Eine sehr klare, rechte Botschaft.

Leben in Wien-Landstraße

Mein kleines Grätzl. Bei mir am Landstraßer Gürtel, wo ich wohne, rauscht eine dichte Lärmglocke an den Häusern entlang und kriecht in die Wohnräume. Als vor ein paar Jahren der Gürtel saniert wurde, sind die Ampelphasen verlängert worden – für den Autoverkehr. Autobahn-Auf- und Abfahrt bzw. Auto-Flotten ins Zentrum sind wichtiger als Fußgeher*innen, die den Gürtel in den Schweizer Garten queren wollen. Mein Fensterbrett ist rußschwarz, der Feinstaub legt sich in die Lungen. Will man mit dem O-Wagen, der Favoriten mit dem Prater verbindet, vom Gürtel nach Wien Mitte gelangen, ist oft Geduld gefragt. Die Fasangasse, vor längerer Zeit saniert, ist mit parkenden Autos verstellt. Der O-Wagen bewegt sich oft nur im Schritttempo, denn den Gleiskörper teilen sich Autos und Bim. Vorrang für Öffis? Vor dem Rennweg dann das gestaute Nadelöhr.

Ich als alte, nicht eingesessene, aber aktiv Beteiligte am Leben in meinem Grätzel beklage die Demontage von etlichen Briefkästen in meiner nahen Umgebung und die Sperre von Post und manchen Bankfilialen. Die Trennung von Post und BAWAG zwingt mich, einen weiten Weg durch den Bezirk zu bewältigen, denn die Post erledigt keine BAWAG-Geschäfte mehr und umgekehrt. Konkurrenz belebt meinen Ärger.

Vor einigen Jahren wurde in der Jacquingasse die Backsteinmauer des Botanischen Gartens saniert. Bei der Neugestaltung des Gehwegs wurde »vergessen«, auch einen Radweg einzuplanen. Dafür verstellen E-Scooter den Gehsteig. Ein Highlight war für mich kürzlich die Fahrraddemo, die an meinem Wohnhaus vorbeiführte. LINKS-Radler*innen zogen mit Geklingel, Getröte und Musik durch die radweglose Jacquingasse, ich holte meine bunte Pace-Fahne hervor und winkte von meinem Balkon aus. Trillerpfeifen und Juchhuh-Rufe grüßten zurück.

Alt sein in Wien

Wien ist eine liebenswerte Stadt. Weißt du, sagt eine Freundin, Covid-19 betrifft uns viel mehr, als wir geglaubt haben: kein Theater, kein Konzert, keine Bridgerunden mehr. Heute geht ihr Mann kaum mehr aus dem Haus. Steigende Covid-Erkrankungen und gelbe Corona-Ampeln lassen alle geselligen Hoffnungen fahren. Mit meiner Freundin gehe ich im Botanischen Garten walken, mit meiner Nachbarin tausche ich mich über Corona-Befindlichkeiten und Lebensalltag aus, mit meinen politischen Freundinnen treffe ich mich manchmal zum BDF-Frauenfrühstück in der feministischen Bildungseinrichtung Hetzgasse und meine Apotheke hat mich im Rahmen »Demenzfreundlicher Bezirk« zu Lesungen mit meinem Buch »Alter Vogel, flieg!« eingeladen. Aber die Furcht vor einem zweiten Lockdown isoliert zunehmend. Die Bundesregierung will zusammen mit Hilfsorganisationen einen »Pakt gegen Einsamkeit« schließen.

Ich liebe diese Stadt, auch wenn ich noch immer einen Koffer in Berlin habe. Als ich vor 17 Jahren in Pension ging, schickte die Gemeinde Wien mir ein Hilfsangebot für Alte und Gebrechliche und ich war fast beleidigt. Ich mit 60 Jahren alt? Heute finde ich das entgegenkommend, aber ich habe nie mehr danach etwas gehört. Bis auf SPÖ-Bürgermeister Ludwigs Wahlbrief gestern in meinem Postkastl, in welchem er mir versichert, bei ihm »in den besten Händen« zu sein und er mir »etwas zurückzugeben« verspricht. Nur was? Ein demokratisches Wahlrecht für alle hatte er ja bereits ausgeschlossen. Mittlerweile bin ich hier alt geworden und in besten Händen meiner Mitmenschen, viele mit Migrationshintergrund, wie etwa die LINKS-Spitzenkandidatin zu den Wahlen in Wien-Wieden, Amela Mirkovic Emric.

Wien ist charmant, sagen meine Berliner Verwandten beim Heurigen, überaltert und einsam. Wien ist ein heißes Pflaster. Es wurde jetzt von Berlin zum Risikogebiet erklärt. Meine Kinder und Enkel, die sich gerade im Ausland befinden, und mein Kollege Max, der gerade in Berlin ist, werden hoffentlich trotz Reisewarnung ohne Quarantäne und aktivem Corona-Test gesund zurückkommen können.

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In den Wahlkampfspots und auf den Werbeplakaten der Wiener Regierungs ­parteien tummeln sich ausschließlich glückliche Mieter und Mieterinnen. Doch die Realität schreibt auch andere Geschichten. Die Volksstimme hat drei von ihnen ge ­sammelt.

VON KLEMENS HERZOG

Wiener Wohngeschichten

Stell dir vor, es gibt ein Gesetz, das die Höhe deiner Miete deckelt. Deinem Vermieter, deiner Vermieterin ist das egal. Jeden Monat musst du ihnen mehr Geld überweisen, als ihnen zusteht, sonst fliegst du raus. Die Geschichte erzählt Klemens Herzog.

Vor einigen Jahren bin ich mit meiner Partnerin in eine Altbauwohnung im 15. Bezirk gezogen. Es ist ein schönes Jugendstilhaus, das wegen besonderer Fliesen im Stiegenhaus sogar in irgendeinem Reiseführer drinnen steht. Immer wieder mal stehen Schaulustige vor dem Haustor und freuen sich, wenn sie einen kurzen Blick hineinwerfen dürfen. Die Vermieter wohnen auch im selben Haus. Das hat den Vorteil, dass die Betriebskosten, die anteilsmäßig auf alle Hausparteien aufgeteilt werden, sehr gering sind. Dennoch war die Miete recht üppig. Wir wussten, dass da etwas nicht passen kann und ließen den Mietzins von der Mietervereinigung überprüfen. Und siehe da: wir mussten den Besitzern jeden Monat viel mehr überweisen, als gesetzlich erlaubt wäre. Weil wir einen befristeten Vertrag hatten und auf das Wohn-Wohlwollen unserer Vermieter angewiesen waren, verzichteten wir vorerst auf unser Recht.

Letztes Jahr sind wir aber aus der Wohnung ausgezogen, weil wir ein Kinderzimmer brauchten. Dabei hatten wir ein weinendes und ein lachendes Auge. Weinend, weil uns das Grätzl sehr gut gefallen hat. Lachend, weil wir nun endlich unser Recht einfordern konn­ten. Wir strengten mit Hilfe der Mietervereini­gung ein Verfahren bei der Schlichtungsstelle an. Ein Vermessungsgutachten ergab zudem, dass die Wohnung sechs Quadratmeter weni­ger hatte, als im Mietvertrag angegeben. Ende August war schließlich die Verhandlung, die mit einem Vergleich endete. Wenn die Ver­mieter in den nächsten Tagen keinen Ein­spruch mehr einlegen, bekommen wir über zehn Tausend Euro zurück.

Unsere Vermieter waren menschlich immer sehr korrekt und höflich. Dennoch will ich festhalten: Wenn ich in die nächste Bank gehe und mir einen fünfstelligen Betrag mitnehme, der nicht mir gehört, gehe ich für zehn Jahre oder mehr ins Gefängnis. Wenn ein Vermieter so etwas macht, gibt es keine einzige Konse­quenz für ihn. Ich finde, dass zumindest kon­trolliert gehört, ob er unsere NachmieterIn­nen auch wieder über den Tisch zieht.

Stell dir vor, du liest in der Zeitung, dass das Haus, in dem du wohnst, abgerissen wer­den soll. Die Geschichte erzählt Stefan Ohrhal­linger.

Zufällig erfuhr ich, dass das Haus, in dem ich wohnte, abgerissen werden sollte. Ich alar­mierte einen Pressekontakt und lancierte einen Protestartikel, den ich im Haus bei den bis dahin kaum bekannten Nachbar*innen ver­teilte. Per Zettel am Schwarzen Brett und spä­ter im Postkasten rief ich zu Mieter*innenver­sammlungen auf. Wir tauschten Informatio­nen und ich organisierte eine Mietrechtsbera­tung mit Josef Iraschko von der Mieter*innen-Initiative. Wir wählten eine Delegation und verlangten einen Termin mit dem Eigentü­mervertreter. Dieser wollte zuerst nicht im Beisein eines Rechtsanwaltes mit uns reden und diffamierte mich als Kommunist, um die Hausbewohner*innen zu spalten.

Nachdem ihm klar geworden war, dass er uns nicht überzeugen konnte, auf unser Miet­recht gratis zu verzichten, bedrohte er uns mit »der vollen Liste der Kündigungsgründe im Mietrechtsgesetz«. Es wurden dann auch bald mehrere, vor allem finanzschwache Mietpar­teien unter fadenscheinigen Gründen gekündigt oder zogen aus, ohne eine Abfindung oder adäquates Wohnungsan­gebote zu erhalten.

Daraufhin gründeten wir eine BürgerIn­neninitiative, die – unterstützt von der Initiative Denkmalschutz – die Erhaltung des 170 Jahre alten Gebäudes, des ehema­ligen Grand Hotel National, forderte. Wir schafften es, dass über unser Anliegen und die Interessen der Mieter*innen meh­rere Tageszeitungen und der ORF berich­teten. Gemeinsam sammelten wir über 600 Unterschriften für eine Petition an den Gemeinderat, und in der Folge wurde die Fassade unter Denkmalschutz gestellt, sodass es nicht mehr abgerissen werden darf.

Die verbleibenden Mietparteien – ich zog vor einem Jahr in ein selbstverwalte­tes Wohnprojekt – kennen nun ihre Rechte, wurden politisiert und werden keine Verschlechterung ihrer Wohnsitua­tion akzeptieren.

Stell dir vor, der Makler will ein Trink­geld von dir. Aber du willst ihm keines geben. Die Geschichte erzählt Julia Fuchs.

Die Geschichte ist schnell erzählt. Wir haben für unsere Dreier-WG eine pas­sende Wohnung gesucht. Wir hätten sehr gerne eine ohne Makler gefunden, aber das war echt unmöglich. Mit Makler ging es dann recht schnell, eine gut geschnit­tene Wohnung im 17. Bezirk mit netter Küche zum Zusammensitzen. Der Makler bekam von uns über 2.000 Euro dafür, dass er uns einmal in der Wohnung herumgeführt hat und den Mietvertrag aufsetzte. Als wir uns den verrechneten und bereits bezahlten Betrag genauer angesehen haben, kamen wir drauf, dass sich ein kleiner »Rechenfehler« einge­schlichen hat. Die Umsatzsteuer wurde bei der Bruttomiete miteinbezogen und schlug damit gleich doppelt zu Buche. Zum Glück für uns hatten wir einem Miet­rechtsanwalt in unserem Bekanntenkreis. Er kannte diesen »Rechenfehler« bereits und setzte einen Musterbrief mit Klags­drohung auf. Zwei Wochen später hatten wir die 200 Euro, die wir zu viel an Provi­sion bezahlt hatten, wieder am Konto.

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